Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A37
DOI: 10.1055/s-2006-934257

Eine katamnestische Studie zur Prüfung der nachhaltigen Wirksamkeit stationärer psychodynamischer Psychotherapie

M Haase 1, T Hoffmann 2, J Frommer 3, J Schulze-Muetzel 2, GH Franke 1
  • 1Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Studiengang Rehabilitationspsychologie
  • 2Abteilung für Psychotherapeutische Medizin, AWO Fachkrankenhaus Jerichow
  • 3Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Uniklinikum Magdeburg, Magdeburg

Fragestellung: Welchen Einfluss hat die stationäre psychodynamische Psychotherapie im Verlauf der Behandlung auf die Symptombesserung und die interpersonalen Probleme der Patienten.

Methode: 156 Patienten wurden über den Behandlungsverlauf mit Hilfe der Psy-Ba-Do, der SCL–90-R und des IIP-C in der Abteilung für Psychosomatik im Fachkrankenhaus Jerichow (Sachsen- Anhalt) zu drei Messzeitpunkten evaluiert. Ein Jahr nach Beendigung des stationären Aufenthalts wurde eine katamnestische Messung mithilfe der SCL–90-R und des IIP-C durchgeführt.

Ergebnisse: Schon nach vier Wochen ließen sich deutliche Verbesserungen (im Vergleich zum Aufnahmezeitpunkt) der psychischen Belastung mit Hilfe der SCL–90-R in fast allen Bereichen nachweisen (Effektstärke d(GSI)=0,67). Diese Verbesserungen steigerten sich bis zum Entlassungspunkt (d=1,16): bis auf die Subskala Paranoides Denken zeigten alle Skalen zur Entlassung hohe Effektstärken. Zum Katamnesezeitpunkt fielen die Werte, blieben dabei aber stabil (d=0,80) und erreichten ungefähr das Niveau der Messung vier Wochen nach Therapiebeginn. Bei den interpersonalen Problemen konnten anhand des IIP-D eine kontinuierliche Zunahme der geringen Stanine-Werte bis zur Ein-Jahres-Katamnese in den Skalen Introvertiert/ sozial vermeidend, Selbstunsicher/ unterwürfig und Ausnutzbar/ nachgiebig nachgewiesen werden. Eine kontinuierliche Abnahme der auffälligen Stanine-Werte zeigte sich lediglich in der Skala Autokratisch/ dominat.

Diskussion: Über den Therapieverlauf lassen sich im Symptombereich stetige Verbesserungen feststellen, die dann zum Katamnese-Messzeitpunkt gering rückläufig sind. Auf interpersonaler Ebene lassen sich hingegen bis zur Katamnese positive Veränderungen feststellen. Somit zeigt sich, dass die ersten vier Wochen Therapie langfristig weder für hinreichende positive Veränderungen in der interpersonalen noch in der symptomatischen Entwicklung genügen.