Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A43
DOI: 10.1055/s-2006-934263

Bindung und Depressivität I – Veränderungen von Bindungsmustern und Depressivität bei Patienten in stationärer Psychotherapie

HA Kirchmann 1, B Strauß 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Jena, Jena

Dargestellt werden Ergebnisse einer Fragebogenstudie an 187 Patienten aus fünf stationären Psychotherapieeinrichtungen, die hinsichtlich der Veränderungen in verschiedenen Bindungsskalen, Bindungssicherheit und Depressivität mit einer nicht-klinischen Kontrollgruppe (N=219) verglichen wurden. Hierzu wurden der Bindungsfragebogen (BinFB; Grau, 1999), der Bielefelder Fragebogen zu Partnerschaftserwartungen (BFPE; Höger & Buschkämper, 2002), das Relationships Style Questionaire (RSQ; eigene Übersetzung, original: Griffin & Bartholomew, 1994) und die Allgemeine Depressionsskala (ADS; Hautzinger & Bailer, 1993) eingesetzt. Die statistischen Analysen bezogen sich einerseits auf Mittelwertunterschiede zwischen den beiden Gruppen, andererseits auf Gruppenunterschiede in der Stabilität der Merkmale (interindividuelle Unterschiede in intraindividuellen Veränderungen), welche auf der Grundlage von Testhälften mit Strukturgleichungsmodellen (Multiple-Sample-Analysen) geprüft wurden.

Die Ergebnisse belegten einen Zuwachs an Bindungssicherheit und eine Reduktion depressiver Beschwerden infolge stationärer Psychotherapie. Besonders ausgeprägt waren Therapieeffekte für die Bindungsskalen Angst, Akzeptanzprobleme und Zuwendungsbedürfnis. Weiterhin wurden für die Gruppe der Psychotherapiepatienten geringere Stabilitätskoeffizienten (diffusere Veränderungen vom Behandlungsbeginn zum Behandlungsende hin) ermittelt. Bindungssicherheit erwies sich als stabileres Merkmal im Vergleich zu depressiven Beschwerden.