Verändert Psychotherapie das Selbstkonzept?

Psychotherapeutisch ist die Veränderungen negativer Einstellungen zum Selbst und die Verbesserung des Selbstwerts bei vielen Störungsbildern von zentraler Relevanz. Als Selbstkonzept wird in dynamischen Konzeptionen des Selbst (z.B. Markus & Wurf, 1987) der Anteil der Selbstrepräsentationen bezeichnet, der der Person kognitiv zugänglich ist. Eine Veränderung des Selbstkonzepts kann kurzfristig erfolgen, indem neue Komponenten aktiviert werden. Langfristig verändert sich das Selbstkonzept, indem neue Selbstdefinitionen entwickelt werden, indem die Interpretation einzelner Selbstanteile verändert wird, oder indem die Beziehungen zwischen einzelnen Selbstkomponenten verändert werden. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob das Selbstkonzept der Patienten (N=100, 79 Frauen, Alter M=35,2, SD=12,3) im Verlauf der stationären Psychotherapie positiver wird. Das Selbstkonzept wurde zu Beginn und am Ende der Therapie durch die Frankfurter Selbstkonzept Skalen (Deusinger, 1986) erfasst. Auf sieben der zehn Skalen zeigte sich eine signifikante positive Veränderung des Selbstkonzepts. Besonders deutliche Veränderungen zeigten sich in den Leistungskonzepten (Leistungsfähigkeit, Problembewältigung und Verhaltens- und Entscheidungssicherheit) sowie in der Allgemeinen Selbstwertschätzung (Selbstwertschätzung und Empfindlichkeit und Gestimmtheit). Im Bereich der psychosozialen Selbstaspekte veränderten sich die Dimensionen Standfestigkeit und Wertschätzung durch andere positiv. Die Selbstkonzeptdimensionen Kontakt- und Umgangsfähigkeiten, Irritierbarkeit durch andere und Gefühle und Beziehungen zu anderen blieben im Verlauf der psychotherapeutischen Behandlung stabil. Durch Psychotherapie können negative Einstellungen zum Selbst modifiziert werden. Ergebnisse zur Stabilität dieser Befunde liegen allerdings noch nicht vor.

Key words

Psychotherapie - Selbst - Selbstkonzept - Selbstwert