Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A50
DOI: 10.1055/s-2006-934270

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem klinischen Schweregrad somatischer Beschwerden und den psychosozialen Belastungen bei erwachsenen Patienten mit akuten hämatologisch-onkologischen Erkrankungen unter zytostatischer Tumortherapie?: Eine psychometrische Studie

M Köhler 1, J Holzhäuser 1, M Koenigsmann 1, A Franke 1, J Frommer 2
  • 1Klinik für Hämatologie/ Onkologie, Universitätsklinikum Magdeburg, Magdeburg
  • 2Uniklinikum Magdeburg, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Magdeburg

Hämatologisch-onkologische Patienten sind während der zytostatischen Chemotherapie erheblichen psychosozialen und somatischen Belastungen ausgesetzt. Die Studie umfasst die behandlungsbegleitende Erhebung somatischer und psychischer Beschwerden, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, Strategien der Krankheitsbewältigung, der Selbstwirksamkeitserwartung sowie soziodemographischer Variablen. Als Messinstrumente dienen der PHQ-D, der SF–36, der Brief-COPE und die Skala zur Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung. Eine methodische Neuerung ist die Einführung des somatischen Belastungsscores (SBS). Der SBS wird gebildet aus dem Quotienten der Auftretenshäufigkeit von Nebenwirkungen nach NCI-CTC (National Cancer Institut-Common Toxicity Criteria) und dem Zeitintervall zwischen zwei Messzeitpunkten. So beträgt der SBS für Fieber (SBS-Fieber) bei 10 Tagen mit Fieber und einem Zeitintervall von 40 Tagen=0,25. Damit wird eine Bewertung relevanter Nebenwirkungen möglich, ohne dem Einfluss jeweils unterschiedlicher Zeitintervalle zu unterliegen. In Ergänzung werden allgemeinmedizinische somatische Beschwerden durch die Skala „somatische Symptome“ des PHQ-D nach den diagnostischen Kriterien des DSM-IV erhoben (SOMSYM). In einem Fragebogen-follow-up-Design werden zu den Zeitpunkten (t1) nach Diagnosestellung, aber vor Therapiebeginn; (t2) Zwischenstaging und (t3) Ende des letzten Therapiezyklus die psychometrischen Variablen erhoben. Die Resultate der ersten Auswertungsstufe für (t1) und (t2) von Patienten mit Akuten Leukämien und Non-Hodgkin-Lymphomen werden dargestellt. Zu (t1) zeigt sich eine Korrelation zwischen SOMSYM und depressiver Symptomatik (nach PHQ-D) sowie zwischen SBS-Schmerzen und depressiver Symptomatik. Zum Zeitpunkt (t2) ergibt sich eine Korrelation zwischen der psychischen Gesundheit (nach SF–36) und SBS-Fieber. Die Ergebnisse werden unter dem Blickwinkel der klinischen Implementierung psychosomatischer Aspekte in der Hämatologie/Onkologie diskutiert.