Katamnese zur Effektivität einer zweiphasigen Intervention bei ambulanten Tinnituspatienten

Fragestellung: Bei der Behandlung von Patienten mit ambulantem Tinnitus hat sich in den letzten Jahren ein tinnituspezifisches Counselling als basale Interventionsmaßnahme bewährt. Aktuelle Publikationen weisen zusätzlich auf die zunehmende Bedeutung von Selbsthilfemanualen hin. Weiterhin wurde die Wirksamkeit eines kognitiven Tinnitusbewältigungstraining metaanalytisch bestätigt. Die vorgestellte Studie evaluiert erstmalig die Effektivität einer phasenorientierten Anwendung von Counselling und Tinnitusbewältigungstraining im Vergleich zum Einsatz eines Selbsthilfemanuals und mit folgendem Tinnitusbewältigungstraining im Rahmen einer 3 Jahres- katamnese. Methodik: Es wurden 103 ambulante Tinnituspatienten an fünf Messzeitpunkten testdiagnostisch untersucht. Bei der Hälfte wurden ein Counselling und danach ein kognitives Tinnitusbewältigungstraining durchgeführt, die andere Hälfte erhielt ein Selbsthilfemanual und im weiteren ein kognitives Tinnitusbewältigungstraining. Folgende Parameter wurden testpsychologisch operationalisiert: Tinnitusbelastung (TF), Psychische Komorbidität nach DSM IV (CIDI), Psychische Beeinträchtigungsschwere (SCL–90-R), Depressivität (BDI), Ängstlichkeit (BAI) und Krankheitsverarbeitung (FKV, KKG). Ergebnisse: Bei der Patientengruppe mit Counselling und Tinnitusbewältigungstraining reduzierte sich im Drei-Jahres-Verlauf die Tinnitusbelastung kontinuierlich und signifikant. Die Vergleichsgruppe zeigte nach dem Selbsthilfemanual eine kurzzeitige massive Reduktion der Tinnitusbelastung.Die Belastung stieg jedoch im weiteren Verlauf erneut an und verringerte sich erst nach dem Tinnitusbewältigungstraining wieder in signifikanter Weise. Diskussion: Die kurzfristige Interventionseffizienz des Selbsthilfemanuals ist höher als bei der Anwendung des Counsellings, wobei das Counselling jedoch einen langzeitstabileren Effekt aufweist.

Key words

Counselling - Evaluierung - Katamnese - Tinnitus