Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A59
DOI: 10.1055/s-2006-934279

Analyse der Gewichstkurven von stationär behandelten Anorexia Nervosa-Patientinnen

R Mewes 1, S Tagay 1, W Senf 2
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • 2Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen, Essen

Fragestellung: Der prädiktive Wert der Gewichtskurven stationär behandelter Anorexia Nervosa–Patientinnen ist kaum erforscht. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwiefern diese Gewichtskurven zur Vorhersage des kurzfristigen Therapieerfolgs nutzbar sind. Dazu wurden zwei Gruppen miteinander verglichen: Einerseits Patientinnen, die das Zielgewicht erreichten und über vier Wochen hielten (erfolgreiche Patientinnen), und andererseits Patientinnen, die das Zielgewicht entweder nicht erreichten oder es nach Erreichen nicht halten konnten (nicht erfolgreiche Patientinnen).

Methodik: Die Gewichtskurven von 121 stationär behandelten Anorexia Nervosa–Patientinnen (26,0±8,0 Jahre; 14,7kg/m²) wurden analysiert. Diese Patientinnen wurden nach einem vierstufigen Programm behandelt.

Ergebnisse: Das Alter bei Störungsbeginn lag bei 19,0±5,5 Jahren, die durchschnittliche Krankheitsdauer bei 6,75±5,8 Jahren. 46% der Patientinnen schlossen die Behandlung erfolgreich ab.

Die Patientinnengruppen unterschieden sich in ihren Gewichtsverläufen: Die erfolgreichen Patientinnen zeigten über alle Stufen hinweg mehr Gewichtseinbrüche (p=0,004), in der zweiten und dritten Stufe war die Anzahl der Gewichtseinbrüche allerdings jeweils signifikant geringer als bei den nicht erfolgreichen Patientinnen (für beide Stufen p=0,013). Die durchschnittliche Größe eines Gewichtseinbruchs war bei den erfolgreichen Patientinnen über alle vier Stufen hinweg kleiner als für die nicht erfolgreichen Patientinnen (p=0,043), dieser Unterschied zeigte sich besonders in Stufe zwei (p=0,003) und Stufe drei (p=0,008). Die erfolgreichen Patientinnen hatten außerdem in Stufe eins signifikant kürzere Gewichtseinbrüche als die nicht erfolgreichen Patientinnen (p=0,004).

Diskussion: Variablen, die aus dem Gewichtverlauf während der stationären Behandlung abgeleitet wurden, sind zur frühzeitigen Unterscheidung zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Patientinnen sinnvoll einsetzbar.