Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A60
DOI: 10.1055/s-2006-934280

Identifikation von Prädiktorvariablen für den frühen Abbruch der stationären Behandlung von Anorexia Nervosa-Patientinnen

R Mewes 1, S Tagay 1, W Senf 2
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • 2Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen, Essen

Fragestellung: Viele Patientinnen, die eine stationäre Behandlung abbrechen, tun dies bereits in den ersten Behandlungswochen. In der vorliegenden Studie wurde überprüft, inwiefern sich stationär behandelte Anorexia Nervosa-Patientinnen, die die Behandlung bereits in der ersten Stufe des vierstufigen Behandlungsprogramms abbrachen (Frühabbrecher), von solchen Patientinnen unterscheiden, die sie erst später abbrachen (Spätabbrecher).

Methode: Die Angaben zur Krankengeschichte und die Gewichtskurven von 66 stationär behandelten Anorexia Nervosa-Patientinnen, die die Behandlung abbrachen (25,2±8,1 Jahre), wurden in die Datenanalyse aufgenommen.

Ergebnisse: 38% (N=25) der abbrechenden Patientinnen brachen die Behandlung bereits in der ersten Stufe ab, 14% (N=9) in Stufe zwei, 18% (N=12) in Stufe drei und 30% (N=20) in Stufe vier. Die Frühabbrecher brachen die Behandlung im Durchschnitt am 26. Behandlungstag ab. Sie hatten häufiger ambulante oder stationäre Therapieerfahrung als die Spätabbrecher (p=0,031). Die durchschnittliche Größe und die durchschnittliche Dauer eines Gewichtseinbruchs in Stufe eins war bei den Frühabbrechern signifikant höher (p=0,05 bzw. p=0,02) als bei den Patientinnen, die die Behandlung später abbrachen. Der Body–Mass-Index bei der stationären Aufnahme und die Erkrankungsdauer zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (p=0,61 bzw. p=0,88).

Diskussion: Frühabbrecher unterscheiden sich von Spätabbrechern durch ihre Therapieerfahrung und durch Variablen, die aus ihrem Gewichtsverlauf während der ersten Behandlungsstufe abgeleitet werden können.