Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A65
DOI: 10.1055/s-2006-934285

Einfluss des Migrationshintergrundes auf die Ergebnisqualität in der Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Störungen

M Mösko 1, U Koch 1, H Schulz 1
  • 1Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Hintergrund In Deutschland leben zur Zeit mehr als 14 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund (Arbeitskreis Migration und öffentliche Gesundheit, 2005). Bislang liegen nur wenige Studien vor, die die Versorgung von Patienten mit psychischen Störungen und Migrationshintergrund zum Gegenstand haben. Fragestellungen bezogen sich auf epidemiologische Beschreibung (Schmeling-Kludas,2003) oder Prozesse der Inanspruchnahme (Rommel, 2005). Die vorliegende Arbeit analysiert die Ergebnisqualität stationärer Rehabilitation psychischer Störungen bei Patienten mit Migrationshintergrund.

Methodik Die konsekutiven Stichproben bestehen aus einer Gruppe von N=584 stationären Patienten einer psychosomatischen Fachklinik, deren Muttersprache ausschließlich deutsch ist (D-Gruppe) und einer Gruppe von N=145 Patienten derselben Fachklinik, deren Muttersprache zusätzlich oder ausschließlich eine andere ist (M-Gruppe).

Ergebnisse Hinsichtlich der Erfassung des GSI des SCL–14 finden sich zu Behandlungsbeginn in der M-Gruppe signifikant höhere Ausgangsbelastungen und geringere Verbesserungswerte zum Entlassungszeitpunkt, was sich in der Wechselwirkung bei kleiner Effektstärke widerspiegelt (p=0,002; phi=0,013). Vergleicht man beide Gruppen direkt miteinander, finden sich bei mittlerer Effektstärke signifikant höhere Belastung in der M-Gruppe (p<.001; phi=0,077). Ähnliche Muster finden sich bei den Unterskalen Depression, Phobische Angst und Somatisierung und den Summenskalen des SF–8.

Diskussion Trotz Dateneinschränkung (Heterogenität der Gruppe mit Migrationshintergrund) deuten die Ergebnisse an, dass Patienten mit Migrationshintergrund höhere Belastungen berichten und allgemein geringere Verbesserungen erzielen. Um auch Patienten mit unzureichenden Deutschkenntnisse erfassen zu können und dezidierte Aussagen über den Einfluss des Migrationshintergrundes auf die Ergebnisqualität machen zu können, bedarf es der Entwicklung eines muttersprachlichen Instrumentariums.