Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A66
DOI: 10.1055/s-2006-934286

Unterscheiden sich deutsche kaufsüchtige Frauen von amerikanischen?

A Müller 1, J Mitchell 2, C Mertens 1, U Müller 1, A Silbermann 1, M Burgard 2, M de Zwaan 1
  • 1Abt. für Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin, Universität Erlangen, Erlangen
  • 2NRI, University of North Dakota, Fargo, USA

Die vorliegende Pilotstudie hatte zum Ziel, deutsche (Bayern) und amerikanische (North Dakota) pathologische Käuferinnen miteinander zu vergleichen.

Methode: 38 deutsche und 39 amerikanische kaufsüchtige Frauen wurden mit der Compulsive Buying Scale (CBS), der Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale-Shopping Version (Y-BOCS-SV), der Compulsive Acquisition Scale (CAS) und dem Saving-Inventory-Revised (SI-R) untersucht. Die deutsche Stichprobe wurde zusätzlich mit dem Screeningbogen für kompensatorisches und süchtiges Kaufverhalten (SKSK) befragt. Die psychiatrische Komorbidität wurde mit dem Strukturierten Klinischen Interview für DSM-IV Diagnosen erhoben.

Resultate: Beide Stichproben unterschieden sich nicht hinsichtlich des Alters der Patientinnen (D 43,7±8,9 Jahre vs. USA 45±10,2 Jahre). Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied in den Ergebnissen der Screeninginstrumente für pathologisches Kaufen gefunden werden (CBS, Y-BOCS-SV, SI-R Subskalen „Difficulty Discarding“ und „Clutter“, CAS-Subskala „Free things“). Allerdings zeigten die deutschen pathologischen Käuferinnen signifikant höhere Werte auf der CAS-Subskala „Buy“ und der SI-R-Subskala „Acquisition“. Zudem verweisen die Ergebnisse des SKID auf eine signifikant höhere Komorbidität mit Achse-I-Störungen in der deutschen Stichprobe. Die diagnostischen Kriterien für folgende derzeitige Störungen waren signifikant häufiger erfüllt: Major Depression, Dysthymia, Panikstörung, Soziale Phobie, Spezifische Phobie, Generalisierte Angststörung, PTBS, Zwangsstörung und Schmerzstörung.

Diskussion: Die Patientinnen der deutschen Stichprobe sind wesentlich beeinträchtigter durch psychische Beschwerden. Weitere Forschungsarbeiten sind notwendig, um das Phänomen „Pathologisches Kaufen“ besser verstehen zu können.