Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A67
DOI: 10.1055/s-2006-934287

Determinanten der Lebensqualität bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz

T Müller-Tasch 1, D Schellberg 1, N Holzapfel 1, C Zugck 2, M Haass 3, J Jünger 1
  • 1Abteilung für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 2Abteilung für Kardiologie, Medizinische Klinik der Universität Heidelberg
  • 3Abteilung für Kardiologie, Theresienkrankenhaus Mannheim, Mannheim

Einleitung

Um den Einfluss klinischer und psychosozialer Faktoren auf die Lebensqualität (LQ) von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (CHF) zu untersuchen, wurden hypothesengeleitete Pfadmodelle entwickelt.

Methodik

An 199 Patienten mit CHF haben wir NYHA-Stadium, LVEF, 6-Minuten-Gehtest, peakVO2, LQ (SF–36), Angst und Depression (HADS) untersucht. Zwei rekursiv spezifizierte lineare Strukturmodelle wurden zur Varianzaufklärung der LQ überprüft. Modell I geht davon aus, dass klinische Faktoren über eine erhöhte psychische Belastung zu einer schlechteren LQ führen. Modell II postuliert umgekehrt, dass sich ein schlechtes psychisches Befinden über eine verminderte körperliche Belastbarkeit negativ auf die LQ auswirkt.

Ergebnisse

Die LQ der Patienten war deutlich reduziert. 23,3% der Patienten lagen im HADS über dem Cut-off für Angst, 32,3% über dem für Depressivität. In den beiden linearen Strukturmodellen zeigten sich NYHA-Stadium, 6-Minuten-Gehtest, Angst und Depressivität als direkte Einflussfaktoren auf die LQ.

Nur Modell II zeigte als Gesamtmodell eine gute Passung (Probability CHI-Square=0,75), wohingegen Modell I bezüglich seiner Passung an die Daten verworfen wurde (Probability CHI-Square=0,007). Modell II ermöglichte eine Varianzaufklärung der LQ von 55%. In diesem Modell konnte zudem ein signifikanter Einfluss der Depressivität über die 6-Minuten-Gehstrecke (β=–0,19) und über das NYHA-Stadium (β=0,22) auf die LQ gezeigt werden.

Schlussfolgerung

Die Varianz der LQ von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz wird neben klinischen Faktoren von Angst und Depressivität mitbestimmt. Während sich eine Modulation des psychischen Befindens durch eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit nicht bestätigt hat, konnte gezeigt werden, dass eine emotionale Belastung in Form von Depressivität auch über eine verminderte körperliche Belastbarkeit zu einer schlechteren LQ führt.