Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A76
DOI: 10.1055/s-2006-934296

Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen–Ergebnisse der BELLA Studie für Deutschland

U Ravens-Sieberer 1, S Bettge 1, M Erhart 2, J Nickel 2, N Wille 2, H Hölling 2, BM Kurth 2, C Barkmann 3, M Schulte-Markwort 3
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin & Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg
  • 2Robert Koch-Institut, Berlin
  • 3Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik, Zentrum für Frauen-, Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg

In der derzeit laufenden Hauptphase des Bundesdeutschen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys werden Daten zu psychischen Auffälligkeiten und Störungen (SDQ), zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (KINDL) und zu belastenden und protektiven Einflussgrößen in der BELLA-Studie (n >900 Familien) vertieft erhoben und analysiert. Zum Vergleich liegen aus der WHO-Jugendgesundheitsstudie Daten des SDQ und des KINDL-R von über 9000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 11–15 Jahren vor.

Aufgrund des SDQ-Elternurteils wurden 18% der Kinder und Jugendlichen aufgrund des berechneten Gesamtproblemwerts als psychisch auffällig oder grenzwertig eingestuft, im Selbsturteil der Jugendlichen dagegen 15%. Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten zeigen eine deutliche Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität (F=76,0, p < 0,01). Varianzanalytisch konnte ein signifikanter Schichteffekt im SDQ ermittelt werden: je niedriger die soziale Schicht, desto höher der SDQ-Gesamtproblemwert (Elternurteil: F=34,2, p < 0,01; Selbsturteil: F=11,5, p < 0,01). Als weitere relevante Einflussgrößen auf SDQ und KINDL erwiesen sich in linearen Strukturgleichungsmodellen die sozialen, familiären und personalen Risikofaktoren und Ressourcen, über die die Kinder und Jugendlichen verfügen.

Die Ergebnisse bieten Ansatzpunkte für eine frühzeitige Prävention psychischer Störungen und stellen einen wichtigen Beitrag für die Einschätzung des psychischen und subjektiven Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen dar.