Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A80
DOI: 10.1055/s-2006-934300

Erhöhte affektive Schreckreflex Modulation und cardiovasculäre Stressreagibilität bei hochärgerlichen Probanden mit erhöhtem Impression Manangement

M Rudat 1, CS Weber 1, HC Deter 1
  • 1Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin

Gegenstand der Untersuchung war die gemeinsame Betrachtung der affektiven Schreckreflex Modulation als Indikator emotionaler Prozesse und der cardiovasculären Stressreagibilität als Prediktor cardiovasculärer Erkrankungen (Hyertonie). Während Gautier und Cook (1997) eine positive Korrelation fanden, legten eigene Daten (Buchholz et al 2001) nahe, die Merkmale unabhängig voneinander zu betrachten und vier mögliche Reaktivitätsmuster zu spezifizieren. Um die Muster zu charakterisieren, sollten sie mit Persönlichkeitstraits in Beziehung gesetzt werden, die in der psychosomatischen Reagibilitätsforschung relevant sind (Ärger, Verleugnung). Hierzu absolvierten 120 gesunde Männer (Alter 25±2) einen mentalen Belastungstest mit kontinuierlicher Messung von HF, Blutdruck und der SBP Reaktion als Reagibilitätsmaß. Im Schreckreflextest wurden 42 Bilder unterschiedlicher Valenz (angenehm, neutral, unangenehm) präsentiert, ein Schreckreiz appliziert und die EMG-Amplitude erfasst (Modulation: Differenz von unangenehm zu angenehm). Beide Reaktionsmaße wurden geteilt (Mediansplit) und zu vier Mustern kombiniert: die Non-Responder, die Cardio-Responder, die Schreck-Responder und die Doppel-Responder. Die Muster wurden hinsichtlich Trait-Ärger (TA) und Impression Management (IM) untersucht. Die 2 Gruppen mit erhöhter Stressreagibilität hatten signifikant höheres IM, unabhängig von der Schreck-Modulation. Bei TA zeigte sich eine signifikante Interaktion mit dem höchsten TA bei Doppel-Respondern und niedrigsten Werten bei Schreck-Respondern. Die Cardio-Responder hatten je mittlere Werte in TA und IM. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen erhöhter Schreckreflex Modulation und cardiovasculärer Stressreagibilität einerseits und hohem TA und IM andererseits. Weitere Studien sollten die bisherige Typisierung der vier Reaktivitätsmuster mit weiteren Persönlichkeitsmerkmalen ergänzen. Klinisch relevant wäre eine Zuordnung der Muster zu diversen psychosomatischen Störungen.