Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A83
DOI: 10.1055/s-2006-934303

Entwicklung des Hannoverschen Selbstregulationsstörungsinventars (HSRI) – Psychometrische Überprüfung eines neuen Selbstbeurteilungsinstrumentes zu Ich-Funktionen

G Schmid-Ott 1, M Sack 1, E Dölle-Lange 1, F Lamprecht 1, B Jäger 1
  • 1Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Selbstregulationsstörungen stellen eine wesentliche Ursache für erlebte Beeinträchtigungen bei Patientinnen und Patienten mit Persönlichkeitsstörungen dar und sind insbesondere eine Ursache für die häufigen Defizite bei der Beziehungsgestaltung. Bisher liegt jedoch noch kein ökonomisches deutschsprachiges Instrument zur Einschätzung dieses Bereichs vor. Mit dem Hannoverschen Selbstregulationsstörungsinventars (HSRI) wird ein Selbstbeurteilungsinstrument vorgestellt und dessen psychometrische Eigenschaften werden diskutiert.

Eine erste 120 Items umfassende erste Fassung wurde von 62 Patientinnen und Patienten einer psychosomatischen Poliklinik und von 60 Studierenden ausgefüllt, nach der Verkleinerung des Item-Pools auf 60 Items wurden weitere 207 + 74 Probanden untersucht. Eine Faktorenanalyse ergab eine resultierende Fassung mit fünf Skalen und 35 Items. Die Items des HSRI lassen sich fünf Kategorien zuordnen: Beziehungsstörungen, Störungen der Affektdifferenzierung/Affekttoleranz, der Frustrationstoleranz/Impulskontrolle und der Selbstwertregulation sowie der Identitätsdiffusion. Diese fünf Faktoren klären 69% der Varianz der 35 Items auf. Die Reliabilität des HSRI-Fragebogens ist als hoch einzuschätzen (Chronbach’s alpha zwischen 0,86 und 0,93). Erste Tests ergaben eine hohe Validität bei der Klassifizierung neurotischer vs. persönlichkeitsgestörter Patientinnen und Patienten.

Aus den gefundenen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass es sich bei dem HSRI hinsichtlich psychometrischer Qualität und praktischer Einsetzbarkeit um ein praktikables und relevantes psychologisches Instrument zu Untersuchung von Ich-Funktions-Störungen bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem Funktionsniveau des Ich handelt.