Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A86
DOI: 10.1055/s-2006-934306

Die Veränderung des Selbstkonzepts von Sozialphobikern im Verlauf stationärer Psychotherapie

C Schönberg 1, K Pöhlmann 1, S Döbbel 1, P Joraschky 1, M Israel 1
  • 1Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden, Dresden

Ein zentrales Merkmal der Sozialen Phobie sind negative kognitive Schemata über das Selbst (Clark & Wells, 1995). Sie beeinträchtigen die soziale Interaktion und spielen eine kausale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Sozialen Phobie (Hirsch et al., 2004). Bisher gibt es jedoch kaum empirische Erhebungen zum Selbstkonzept von Sozialphobikern. Das Ziel der Studie war zu untersuchen, ob sich das Selbstkonzept sozialphobischer Patienten von dem anderer Angstpatienten unterscheidet und wie es sich im Verlauf der Therapie verändert. Die Patienten wurden in der Universitätsklinik für Psychotherapie und Psychosomatik Dresden im Rahmen einer stationären psychodynamischen Gruppenpsychotherapie behandelt. Die Stichprobe besteht aus 54 Sozialphobikern (41 Frauen, 13 Männer; Alter: M=32,3, SD=11,2). Die Vergleichsgruppe bilden 24 Patienten (21 Frauen, 3 Männer; Alter: M=38,3, SD=12,1), bei denen andere Angststörungen diagnostiziert wurden. Die Diagnosen wurden mittels des standardisierten klinischen Interviews DIA-X gestellt. Erhoben wurden Symptomatik (Liebowitz Soziale Angst Skala LSAS, Fremdeinschätzung) und Selbstkonzept (Frankfurter Selbstkonzeptskalen, FSKN). Analysiert wurde, ob das Selbstkonzept von Sozialphobikern negativer ist als das von anderen Angstpatienten und wie es sich im Therapieverlauf verändert. Bei Therapiebeginn hatten die Sozialphobiker ein signifikant negativeres Selbstkonzept als andere Angstpatienten, deren Einstellungen zum Selbst eher neutral waren. Im Therapieverlauf verbesserten sich die Sozialphobiker hoch signifikant vom überwiegend negativen zum neutralen Selbstkonzeptbereich (ES 0,51–0,60). Zusätzlich zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik (ES 0,78) schätzten sie sich bei Therapieende als fähiger ein, alltägliche Probleme und Anforderungen zu bewältigen. Sie fühlten sich im sozialen Kontakt sicherer und ungezwungener. Erste Katamnesedaten zur Stabilität der Veränderungen liegen vor.