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DOI: 10.1055/s-2006-934307
Subjektive und psychophysiologische Belastungen bei Simulationspatienten
Hintergrund: Im Praktikum der Psychosomatischen Medizin sowie in klinisch-praktischen Prüfungen (OSCE) der Universität Tübingen werden seit Anfang 2004 Laienschauspieler als Simulationspatienten (SP) eingesetzt. Anliegen der vorliegenden Untersuchung ist die Spezifizierung der psychischen Belastungen von SP durch ihre Tätigkeit, um die Vorbereitung und Unterstützung der SP zu verbessern. Methode: Ein anonymisierter Fragebogen mit 16 Items zu Art und Ausmaß von Belastungen (beurteilt zwischen 1=gar nicht und 6=maximal) durch ihre SP-Tätigkeit wurde 33 SP (21 Frauen, Durchschnittsalter 35,1 (15–78) Jahre) direkt nach ihren jeweiligen Einsätzen. Bei 16 SP lagen Daten aus beiden Veranstaltungen vor. Bei bislang vier SP wurde zusätzlich die Herzfrequenzvariabilität (HRV) im Prüfungsverlauf mittels eines ambulanten Registriersystems aufgezeichnet. Ergebnisse: Zur quantitativen und qualitativen Auswertung kamen 162 vollständig ausgefüllte Fragebögen (47,5% von weiblichen, 52,5% von männlichen SP). Die SP beschreiben die Rollen des Psychosomatik-Praktikums (Somatoforme Störung, Angststörung und Posttraumatische Belastungsstörung) als psychisch belastender als die Rollen im OSCE: OSCE 1,75 (SD=1,01) vs. Psychosomatik-Praktikum 3,11 (SD=1,41) auf einer sechsstufigen Skala. Im direkten Vergleich (n=16) war dieser Unterschied hochsignifikant. In der Auswertung der offenen Items werden als besonders häufige Ursachen der Belastung die eigene emotionale Reaktion auf die zu spielende Rolle, teilweise erhebliche Probleme beim Verlassen der Rolle nach dem Einsatz und der subjektive Mangel an Empathie bei den gesprächsführenden Studierenden genannt. Die Daten der HRV-Messung werden derzeit ausgewertet und zu den subjektiven Belastungen in Beziehung gesetzt. Schlussfolgerungen: Simulationspatienten benötigen möglicherweise setting-angepasste Supervision und Unterstützung sowie Hilfestellungen zum Rollenausstieg, um die psychophysiologischen Belastungen zu bewältigen.
Key words
OSCE - Psychophysiologie - Simulationspatienten