Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A91
DOI: 10.1055/s-2006-934311

Psychosomatische Rehabilitationsbehandlung von Soldaten mit Extrembelastungen nach Auslandseinsätzen

RM Schubmann 1, M von Uechtritz 1, M Richard 2, H Vogel 3
  • 1Klinik Möhnesee, Psychosomatik und Kardiologie, Möhnesee-Körbecke
  • 2Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Würzburg
  • 3Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie der Universität Würzburg, Würzburg

Einleitung:

Inzwischen sind weit über 100.000 Bundeswehrangehörige nach mehrmonatigem Auslandseinsatz zurückgekehrt. Diese Erfahrungen führten bei einer nicht eindeutig bekannten Zahl von Soldaten zu psychischen Krisen. Um eine therapeutisch angemessene Unterstützungsmöglichkeit zu bieten, wurde in Kooperation mit dem Bundeswehrkrankenhaus Hamm ein rehabilitationsmedizinisches Therapieprogramm für die Behandlung von belasteten Soldaten erarbeitet.

Methode:

Die Indikation für die Teilnahme am Therapieprogramm bilden starke psychosoziale Belastungen (z.B. F43,2). Das Behandlungsprogramm ist multimodal aufgebaut. Die wissenschaftliche Evaluation der Therapiemaßnahme erfolgte mit einem Instrumentarium, das von der Universität Würzburg zusammen gestellt wurde; u.a. werden PTSS 10, IES-R und SCL–90-R verwendet. Die Verlaufsbeobachtung und Katamnese sechs Monate nach dem abgeschlossenen Therapiezyklus wird nur bei den stärker belasteten Soldaten vorgenommen (PTSS 10 > 23). Inzwischen liegen die Ergebnisse von den insgesamt 245 seit Januar 2000 behandelten Bundeswehrangehörigen vor.

Ergebnisse:

Nach PTSS 10 besteht zu Anfang der Therapie bei etwa 1/3 (N=75) der Patienten ein deutlich erhöhter Belastungsscore. Die im Mittel dreiwöchige Rehabilitationsbehandlung führt dann bei allen Items und Skalen zu einer statistisch signifikanten Verringerung der Mittelwerte. Dies drückt sich auch darin aus, dass zum Ende des Therapiezyklus bei den meisten Teilnehmern kein Hinweis mehr auf eine Anpassungs- oder Belastungsstörung gegeben ist (T1: 33,9; T2: 20,2; T3 20,5).

Diskussion:

Ein in Kooperation zwischen einer Fachklinik und einer Bundeswehrdienststelle erarbeitetes rehabilitationsmedizinisches Therapieprogramm führt zu einem angemessenen Nacharbeiten der Erlebnisse (bis hin zu erheblichen Traumatisierungen) bei Auslandseinsätzen. Bisher liegen keine publizierten vergleichbaren evaluierten Therapieerfahrungen oder Therapieansätze vor.