Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A96
DOI: 10.1055/s-2006-934316

Psychische Belastung und Lebensqualität im Langzeitverlauf nach Stammzelltransplantation

C Stock 1, F Einsle 1, M Bornhäuser 2, G Geißler 3, P Joraschky 1, V Köllner 4
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Dresden
  • 3Klinik für Innere Medizin III, Klinikum Chemnitz, Chemnitz
  • 4Fachklinik für Psychotherapeutische Medizin in den Bliestal Kliniken, Blieskastel

Untersucht wurde der Einfluss der Belastung durch Angst, Depressivität und Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTB) auf Lebensqualität und Mortalität bei Patienten im Langzeitverlauf 5–9 Jahre nach autologer oder allogener Stammzelltransplantation.

155 Patienten (Transplantation zwischen 1995 und 1999) wurden 2000 (t1) und 2003 (t2) gebeten, die Fragebögen HADS (Angst und Depressivität), PTSS–10 (PTB-Symptome) und SF–36 (gesundheitsbezogene Lebensqualität) auszufüllen. Von den 155 Teilnehmern waren zu t2 21 verstorben, und 9 nicht mehr erreichbar. Von den Übrigen beteiligten sich 91 (74%, 41w, 50m, Durchschnittsalter 48,6 SD 11,8 Jahre) an der Befragung zu t2.

Die Angst (M 6,22; SD 4,25) war im Vergleich zur Normstichprobe signifikant erhöht (p=0,034), nicht aber die Depressivität (M 4,26; SD 3,83), Im Vergleicht zu t1 erwiesen sich die Werte ebenso wie die PTB-Symptome als stabil. Auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität hatte sich nicht verändert. Frauen waren stärker durch Angst (p=0,019) und PTB-Symptome (p=0,007) belastet als Männer. Die zwischenzeitlich verstorbenen Patienten hatten zu t1 eine signifikant niedrigere körperbezogene Lebensqualität (p=0,004) und eine höhere Belastung durch Angstsymptome (p=0,021). Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ließen sich durch hierarchische Clusteranalyse drei Cluster nachweisen, die sich v. a. durch ihre psychische Belastung, nicht aber hinsichtlich soziodemographischer und medizinischer Variablen, unterschieden.

Angst, Depressivität und PTB-Symptome erwiesen sich als klinisch relevante und zeitstabile Einflussfaktoren auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten 5–9 Jahre nach autologer oder allogener Stammzelltransplantation. Ein psychometrisches Screening scheint daher auch im Langzeitverlauf notwendig, um belastete Patienten erkennen und ihnen gezielt psychotherapeutische Unterstützung anbieten zu können.