Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A103
DOI: 10.1055/s-2006-934323

Psycho-physiologische und psycho-neuro-immunologische Marker bei hypertensiven und normotensiven Probanden während eines mentalen Belastungstests

CS Weber 1, PC Arck 2, M Rudat 1, HC Deter 1
  • 1Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 2Biomedizinisches Forschungszentrum, Charité Universitätsmedizin, Campus Virchow, Berlin

Die die Hypertonie begleitenden arteriosklerotischen Prozesse werden als inflammatorisches Geschehen verstanden, bei dem Th1-Zytokine eine Rolle spielen. Wir haben deshalb untersucht, 1. ob Th1/Th2-Zytokine und Cortisol auf kurzfristigen mentalen Stress reagieren und 2. ob sich hypertone und normotone Probanden dabei unterscheiden, wobei wir für erstere höhere Th1-Zytokine und Cortisol-Werte hypothetisierten. 30 männliche Probanden (Alter MW 30J., BMI MW 24,5kg/m2) wurden einem standardisierten mentalen Belastungstest unterzogen. Zuvor wurden Fragebögen zu Befinden und Ärger vorgelegt. Der Stress-Phase (Dauer ca. 8 Minuten) ging eine 5-minütige Ruhephase voraus, nach dem Stress folgte eine 40-minütige Erholungsphase. Zu vier Zeitpunkten wurden Th1-/Th2-Zytokine (CBA) und Cortisol (RIA) bestimmt. Nach den gemittelten systolischen und diastolischen Blutdruckwerten in Ruhephase 1 wurden die Probanden unterteilt in „hypertensiv“ (mittlerer systolischer Blutdruck >130 mmHg und/oder diastolischer Blutdruck >85 mmHg, n=14) versus „normotensiv“ (n=16), die Werte in den beiden Gruppen lagen systolisch bei 136 versus 117 mmHg und diastolisch bei 87 versus 74 mmHg. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede in den Cortisol-Konzentrationen (p>0,1), wobei die Werte der Hypertoniker entgegen unserer Hypothese zu allen vier Zeitpunkten sogar unter denen der Normotoniker lagen. Nach den ersten vorläufigen, nur zwei der vier Zeitpunkte einbeziehenden Untersuchungen der Zytokin-Profile beobachteten wir jedoch signifikante Unterschiede in allen untersuchten Zytokinen bis auf IL–10, insbesondere hatten die Hypertonikern höhere TNF-alpha- und IFN-gamma-Werte zum Zeitpunkt 40 Minuten nach Stress. Unsere Pilotstudie zeigt signifikante Unterschiede in Th1/Th2-Zytokinen zwischen Hyper- und Normotonikern unter dem Einfluss von mentalem Stress. Inwieweit diese Unterschiede für die Progression der Hypertonie bedeutsam sind, wird anhand weiterer Studien diskutiert.