Zeitschrift für Klassische Homöopathie 1977; 21(1): 7-21
DOI: 10.1055/s-2006-937741
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Carcinosin: Darstellung, Pathogenese, therapeutische Anwendung, klinische Fälle

M. Solvey
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. April 2007 (online)

Zusammenfassung

Carc. ist eine Nosode von groÜem therapeutischem Wert, die wegen der bedauerlichen Zunahme des kanzerogenen Miasmas in unserer Zeit für Kinder wie für Erwachsene als ein Konstitutionsmittel von hohem Rang angesehen werden kann und muÜ. Carc. nimmt bei weitem nicht den Platz in der Therapie ein, der ihm in der täglichen homöopathischen Praxis eigentlich zustünde, was auf folgendes zurückzuführen ist: 1. auf eine bewuÜte oder auch unbewuÜte Abneigung gegen seine Verordnung. Wir Homöopathen müÜten uns aber hierüber klarwerden und die Last dieser Üngste auf uns nehmen, anstatt sie auf unsere Patienten abzuwälzen; 2. auf ein unzureichendes Wissen im Zusammenhang mit dieser Nosode wegen der dürftigen pathogenetischen Hinweise und mangels einschlägiger Literatur; 3. auf die Tatsache, daÜ es in den Reperto-rien nicht enthalten ist *). Carc. hat ein weiteres therapeutisches Anwendungsgebiet mit 3 ganz unterschiedlichen Indikationen: Es wird verwendet 1. als Konstitutionsmittel. Seine Verabreichung gemäÜ der strengen Hahnemannschen Ühnlichkeitsregel unter Einbeziehung der Gesamtheit der Symptome scheint den gröÜten Erfolg zu bringen. 2. als miasmatisches Mittel, wobei es in gleicher Art und Weise als homöokanzerinisches Mittel anzusehen ist, wie wir Sulfur als ein homöopsorisches, Thuja als homöosycotisches und Mercurius oder Luesinum als ein homöosyphilitisches Heilmittel betrachten. Seiner Verwendung kommt bei Kanzerosen und Präkan- 1) Das neu erschienene Repertorium von BAR-THEL und KLUNKER hat diese Lücke inzwischen geschlossen. Die Übers. zerosen deswegen eine ungewöhnliche Bedeutung zu; 3. als Nosode mit ätiologisch-anamnesti-scher oder isopathischer Verwendung, das heiÜt aufgrund der Kausalität. In diesem Sinne wird es in Fällen mit hereditärer oder persönlicher Ca.-Belastung gegeben und insbesondere als postoperatives Mittel, da sich erwiesen hat, daÜ Carc. sehr wohl in der Lage ist, eine spezifische miasmatische Blockierung (oder bioimmunologische Blockade, wenn dieser modernere Terminus vorgezogen wird) aufzuheben; es kann daher im wesentlichen als ein Reaktionsmittel angesehen werden, das den ihm ex aequo zustehenden Platz unter den klassischen Reaktionsnosoden Tub., Med., Psor. oder Lues einnehmen kann. AbschlieÜend, und unter Hinweis auf die von FOUBISTER aufgestellte Behauptung, daÜ die Verwendung von Carc. um so angezeigter erscheint, je weiter der Patient von einem kanzerösen Zustand entfernt ist, möchte ich eine Bemerkung von Dr. ASKEW vom London Royal Homoepathic Hospital (Zitat aus dem British Homoeopathic Journal vom Januar 1974, S. 25, "Lectures on the Reper-tory") wiedergeben: "Wenn der Patient vorwiegend geistige Symptome aufweist, muÜ eine sorgfältige Prüfung der allgemeinen Symptome vorgenommen werden und umgekehrt. Zeigt sich beim Patienten ein begrenzter pathologischer Bereich, müssen die gesamten physischen Symptome berücksichtigt werden, um zum richtigen Medikament zu gelangen. Alles muÜ beachtet werden, aber die nicht angegebenen Symptome, die nicht ausgesprochen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Patienten stehen, können am ehesten zur Auffindung des richtigen Mittels beitragen."

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