PiD - Psychotherapie im Dialog 2006; 7(3): 332-333
DOI: 10.1055/s-2006-940072
DialogBooks
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchempfehlungen

Eva  Krause
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. September 2006 (online)

Heidenreich, Thomas; Michalak, Johannes (Hrsg.): Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie. Ein Handbuch.
Tübingen: DGVT-Verlag, 2004.
ISBN 3-87159-053-3

In den letzten Jahren wurden vermehrt Achtsamkeit und Akzeptanz in psychotherapeutische Behandlungsansätze integriert. Insbesondere in buddhistischen Lehren haben diese beiden Prinzipien eine lange Tradition und aus dem Buddhismus sind eine Reihe von Übungen und Lehren bekannt, die die Entwicklung dieser „Tugenden” fördern. Dass in einer unkritischen und verkürzten Adaptation der fernöstlichen Weisheiten und Praktiken auch Gefahren lauern, ist nur einer der Aspekte, die dieses Handbuch zur innovativen Integration dieser Prinzipien in die Psychotherapie der westlichen Welt aufgreift.

In einem ersten Teil werden die historischen und kulturellen Grundlagen von Buddhismus über christliche Mystik bis hin zur Gegenwart dargestellt. Die folgenden Teile behandeln achtsamkeits- und akzeptanzbasierte psychotherapeutische Ansätze, die Möglichkeiten, diese Prinzipien auch in klassische Psychotherapien einfließen zu lassen sowie weitere Anwendungsperspektiven. Ein letzter Teil ist dem empirischen Fundament gewidmet, hier wird eine Metaanalyse zur achtsamkeitsbasierten Stressreduktion vorgestellt und ein Fragebogen, der zur empirischen Erfassung der Achtsamkeit konstruiert wurde. Dieses Buch ist derzeit das Einzige auf dem deutschsprachigen Markt, das nicht nur Meditationsanleitungen bietet, sondern wissenschaftlich fundiert die Potenziale von Achtsamkeit und Akzeptanz für die Psychotherapie darstellt.

Germer, Christopher K.; Siegel, Ronald D.; Fulton, Paul R. (Hrsg.): Mindfulness and Psychotherapy.
New York, London: Guilford Press, 2005.
ISBN 1-59385-139-1

Da deutschsprachige Literatur zur Achtsamkeit in der Psychotherapie eher rar ist, möchten wir Ihnen hier zusätzlich ein englischsprachiges Buch zur Thematik empfehlen. Die Herausgeber sind auf dem Feld der klinischen Psychologie tätig und haben selbst langjährige Erfahrungen mit verschiedenen Meditationsformen. Teil 1 des Buches gibt eine klinisch orientierte Einführung in die Achtsamkeits-Meditation und den Zen-Buddhismus und stellt einen Bezug her zur derzeitigen psychotherapeutischen Theorie und Praxis. Teil 2 geht auf das Potenzial von mehr Achtsamkeit für die Qualität der therapeutischen Beziehung ein. In Teil 3 werden klinische Anwendungsmöglichkeiten für bestimmte Störungsbilder vorgestellt. Fallbeispiele veranschaulichen, welchen Gewinn die Achtsamkeitsarbeit für Therapeuten und Patienten bringt in der Behandlung von Depression, Angststörungen und chronischem Schmerz. Ein Kapitel ist der Arbeit mit Kindern gewidmet. Teil 4 beleuchtet die Hintergründe und historische Untermauerung der Achtsamkeit in der Psychotherapie und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

Durch die klinischen Bezüge und wissenschaftlichen Aspekte ist das Buch eher für ein Fachpublikum als für Laien geeignet. Wer das Lesen in englischer Sprache nicht scheut und eine Erweiterung seines therapeutischen Repertoires um die Achtsamkeitsarbeit sucht, dem kann dieses praxisnahe Werk empfohlen werden.

Renn, Klaus: Dein Körper sagt dir, wer du werden kannst. Focusing - Weg der inneren Achtsamkeit.
Freiburg, Basel, Wien: Herder, 2006.
ISBN 3-451-05616-X

Das so genannte Focusing ist eine Technik, die als psychotherapeutische Methode eingesetzt wird, aber auch zur Selbsthilfe geeignet ist. Gedankengut aus Philosophie und Psychologie gehen darin ein. Der Autor, approbierter Psychotherapeut und einer der Leiter des Deutschen Ausbildungsinstitutes für Focusing und Focusing-Therapie, wendet sich mit diesem Ratgeber an Laien und gibt Informationen, Hilfestellungen und konkrete Übungsanleitungen, um die Technik des Focusing im Alltag anzuwenden. Er fordert die Leser auf, eine klarere Wahrnehmung von sich selbst und der gegenwärtigen Lebenssituation „der Postmoderne” zu gewinnen und auf diesem Wege die Verantwortung für die Gestaltung des eignen Lebens zu übernehmen. Der Körper, die Wahrnehmungen des Körpers und die körperlich erfahrbare Beziehung zu sich selbst spielen dabei eine tragende Rolle - die Wahrnehmung „von innen heraus” ist der Ausgangspunkt für Erfahrungen, „Wandlungen” und die Bearbeitung eigener Themen oder Probleme.

In den einzelnen Kapiteln beschreibt der Autor zunächst jeweils einige gedankliche Hintergründe und zitiert anschaulich sowohl philosophische als auch religiöse Ansätze. Es folgen Anleitungen zu Übungen, um dieses Gedankengut in die Praxis umzusetzen. Das Buch ist gut geeignet für Laien, um ohne fachwissenschaftliche Ausführungen einfache Techniken für eben jenen Weg zu mehr innerer Achtsamkeit und Sinngebung für das eigene Leben zu erlernen.

Thich Nhat Hanh: Die Kunst des glücklichen Lebens.
Berlin: Theseus-Verlag, 2001.
ISBN 3-89620-161-1

Das Buch entstand aus einer Reihe von Vorträgen, die der Autor, ein buddhistischer Mönch, während eines mehrwöchigen Meditationsseminars hielt. Nach der buddhistischen Lehre führt die Fähigkeit, in der Gegenwart zu leben und sich nicht von Vergangenheit oder Zukunft beeinflussen zu lassen, zu einem glücklichen und erfüllten Leben. Was so einfach klingen mag, birgt jedoch beträchtliche Schwierigkeiten für den Menschen der westlichen Welt, deren gesellschaftliche Bedingungen maßgeblich durch Verarbeitung von Vergangenem und Vorbereiten des Zukünftigen geprägt sind. Der Buddhismus ist gänzlich anders orientiert und bietet Wege für ein Leben im Jetzt an, dessen Grundlagen die Achtsamkeit und Bewusstheit sind.

Ohne die theoretischen und geschichtlichen Hintergründe des Buddhismus detailliert darzustellen, nähert der Autor sich der Thematik eher in einem erzählenden Stil, dem man gut folgen kann. Durch die besondere Edition der Vorträge wird die Seminaratmosphäre teilweise spürbar. In den Texten finden sich eine Reihe von konkreten Übungsanweisungen, die zu mehr Achtsamkeit im Alltag anleiten. Zwischen den Kapiteln zu Themenblöcken wie Atmung, Körper, Gefühle, Leiden, Bewusstsein u. a. gibt es drei Blöcke mit Fragen, die während der Seminarwochen gestellt wurden, und den Antworten darauf. Insgesamt liegt hier ein Kompendium vor, das einen Einstieg ermöglicht in den buddhistischen Weg der Achtsamkeit, ohne sich in die Lehre Buddhas vertiefen zu müssen, aber doch mit der Chance, einen guten Eindruck dieses Weges zu erhalten.

Harnisch, Günter: Sieben Tage Achtsamkeit. Langsam werden - Klarheit finden.
Freiburg, Basel, Wien: Herder, 2005.
ISBN 3-451-05559-7

„Achtsamkeit lässt sich bei den ganz einfachen Tätigkeiten des Alltags hervorragend anwenden: beim Zubereiten einer Mahlzeit ebenso wie beim Autofahren oder bei der Arbeit am Computer” (aus dem Klappentext). Um diese Achtsamkeit im Alltag als Quelle von mehr Bewusstheit im Leben zu erlernen, gibt der Autor den Lesern ein Sieben-Tage-Programm an die Hand. Er führt zunächst ein in Definition und Bedeutung von Achtsamkeit und schildert die Folgen eines unachtsamen und die Vorteile eines von Achtsamkeit geprägten Lebens. Das Programm gibt konkrete Anleitungen zu sieben Aspekten des Themas, wie z. B. Achtsamkeit gegenüber der Umgebung, gegenüber dem Körper, beim Kochen und Essen, gegenüber Mitmenschen usw. Zitate vieler bekannter Persönlichkeiten untermauern die Ansichten des Autors.

Insgesamt ist das Büchlein eher präskriptiv strukturiert, was für den Leser als Laien den Vorteil einer klaren Handlungsanweisung bietet. Wie auch die anderen hier vorgestellten Ratgeber ist es Menschen zu empfehlen, die den Wunsch haben, ihre Lebensqualität zu verbessern, ihrem Tun mehr Sinn geben zu können, innere Werte zu stabilisieren, ihre Spiritualität zu entwickeln o. Ä., die aber keine krankheitswertigen psychischen Störungen aufweisen.

Rohr, Richard: Hoffnung und Achtsamkeit. Spirituell leben heute.
Freiburg, Basel, Wien: Herder, 2001.
ISBN 3-451-05582-1

In Fragen der Achtsamkeit bestellen Psychologie, Psychotherapie, Philosophie und Religion gemeinsam das Feld. Der Autor dieses Buches ist ein Franziskanermönch und als Weg zu mehr Achtsamkeit auch im Sinne von Respekt sieht er eine Rückkehr zu religiösen Werten. Dabei wird er nicht moralisierend-belehrend, im Gegenteil. Wie auch Klaus Renn in seinem oben erwähnten Buch stellt er die Lebensbedingungen der Postmoderne aus seiner religiös untermauerten Perspektive dar und zeigt die Chancen zur Sinnfindung und Wertverankerung auf, die ein religiöses Leben bietet. Zur Veranschaulichung erzählt er viel von seinen eigenen Erfahrungen und kommt immer wieder zurück zu Lehre und Leben von Franz von Assissi. Überzeugte Atheisten werden dieses Buch nicht als besonders hilfreich empfinden, Menschen, die einen Zugang zur Religion haben, vermag es aber viele Gedankenanstöße und eine Einladung zum Umdenken zu geben.

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