DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2006; 4(02): 4-5
DOI: 10.1055/s-2006-940266
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Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Im Gespräch mit ... Raimund Engel

Monika Reiter
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Publication Date:
06 December 2006 (online)

Vor einiger Zeit hatte ich das Vergnügen, mich mit Raimund Engel, mit seinem charmanten, österreichischen Dialekt, über die Osteopathie, das „Drumherum” und über ihn als Privatperson zu unterhalten.

Auf die einleitende Frage, was ihn zur Osteopathie gebracht hat, antwortete er:

„Das ist eine sehr lange Geschichte und ein verschlungener Weg. Eigentlich bin ich ,erblich' vorbelastet. Eine Großtante von mir war spiritistische Heilerin. Wenn wir krank waren, hat uns unsere Mutter magnetisiert, anstatt uns Medikamente zu geben. Deshalb war für mich von Anfang an klar, dass es so etwas wie ,Heilung durch Berührung' gibt.”

So hat sich Raimund Engel schon vor seiner osteopathischen Laufbahn für viele unterschiedliche, vorwiegend manuelle Therapieformen interessiert. Er hat Shiatsu gelernt, verschiedene Massagetechniken, Traditionelle Chinesische Medizin und dann schließlich bei einer Ausbildung in Physioenergetik den Belgier Raphael van Assche kennen gelernt. Dessen Traum war es schon immer, eine Osteopathie-Schule zu gründen.

„Ganz naiv dachten wir, dass das nicht soviel Aufwand sei und haben dann mit Bernhard Ligner 1991 die Wiener Schule für Osteopathie (WSO) gegründet.”

Genau 100 Jahre nach Stills' Schulgründung in Kirksville.

Heute ist Raimund Engel Geschäftsführer der WSO, während seine beiden Kollegen Direktoren der Schule sind und Dr. Margot Seitschek die ärztliche Leitung inne hat.

„Die letzten 15 Jahre waren die Pionierphase der Osteopathie. Hier in Österreich haben wir bei Null angefangen. Damals wusste noch niemand, was Osteopathie ist, geschweige denn, dass es Osteopathen gegeben hätte. Das war natürlich ganz toll, denn wo es nichts gab, gab es auch noch keine Vorgaben. Das ganze Feld war offen für unsere Visionen und unsere Vorstellungen, so ein bisschen wie im Wilden Westen. Das war in etwa so, wie wenn man mit dem Zug irgendwo hinfahren möchte, aber man erst die Schienen verlegen muss, damit man darauf fahren kann. Dann steigt man wieder aus, verlegt wieder ein Stück Schienen, damit es weitergeht und fährt wieder ein Stück.”

Inzwischen gibt es natürlich klare und verbindliche Strukturen: Im vorigen September hat die WSO eine Kooperation mit einer österreichischen Universität begonnen, die es den Studenten ermöglicht, ihre Ausbildung mit dem „Master of Science (Osteopathie)” abzuschließen.

Die Fähigkeit „Schienen zu verlegen” bringt Raimund Engel aus seiner jahrzehntelangen Vereinstätigkeit mit. Schon als Jugendlicher war er in Vereinen aktiv, arbeitete später als Trainer für Gruppenarbeit und Kommunikation und lernte so ganz nebenbei, wie man souverän organisiert.

Was ihn an der Osteopathie so fasziniert?

„Der Körper heilt sich selbst - das ist für mich die wichtigste Aussage der Osteopathie. Diese Selbstheilungskraft des Körpers ist ein genialer Mechanismus, zu dem ich als Osteopath manchmal einen Beitrag leisten kann, damit es noch ein bisschen besser geht.”