DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2006; 4(02): 32-33
DOI: 10.1055/s-2006-940274
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Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Zur Übersetzung grundlegender Konzepte von A.T. Still: Spiritual Being

Peter Wührl
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Publication Date:
06 December 2006 (online)

Stills Beschreibung der dreieinigen Menschennatur nennt das spiritual being [1, S.16 f] als zweite Instanz, die der ersten Instanz, dem materiellen Körper (material body), Bewegung und Wahrnehmung verleiht. An der gegenwärtigen osteopathischen Diskussion fällt auf, dass sie nicht so sehr auf die Spiritualität des Patienten, sondern vielmehr auf die Spiritualität der Osteopathie oder der Therapeuten abhebt. So der Rekurs auf Spiritualität als Schutzwall gegen eine inhumane Medizin fungieren soll, müssen wir erklären, was im Schutz des Walles zu liegen kommt und was ausgeschlossen bleibt. Das markiert die Interessenlage bei der Übersetzung.

Die naheliegendsten Übersetzungsmöglichkeiten für spiritual sind geistig und spirituell. Dirigierend bei der Entscheidung für einen der beiden Begriffe ist das im Moment große Bedürfnis über die Spiritualität der Osteopathie zu reden: ehemals ein Skandal, ist es inzwischen zum Allgemeinplatz geworden, sich als spirituell zu outen. Spiritual being ist der Einstieg in die Diskussion der Spiritualität, während es nicht zum Anlass genommen wird, über Geist oder Geistlosigkeit der Osteopathie und ihrer Institutionen zu diskutieren. Spirituell und geistig können als Synonym erscheinen, es kann aber auch ein Minenfeld an gegenseitigen Bezichtigungen zwischen beiden liegen. Das Christentum ist dem Geist verpflichtet - er oder sie gründet die christliche Gemeinde und sichert die Verbindung zum Göttlichen - muss sich aber ständig mit der Kritik spiritueller Reformbewegungen auseinander setzen, die im Namen der Ergriffenheit durch den Geist des Glaubens (Enthusiasmus) gegen die Verkrustung des spirituellen Lebens in der Kirchenhierarchie angehen. Andererseits wehren sich freidenkende und freifühlende Geister (hier synonym mit Gemüt oder Charakter) gegen Denkfaulheit, spirituellen Zwang und Kleingeisterei im Namen der spirituellen Erleuchtung.

 
  • Literatur

  • 1 Still T.A.. Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy. Hudson-Kimberly, Kansas City, Zitiert nach der Neuauflage (1986) Osteopathic Enterprise, Kirksville; 1902
  • 2 Dippon M.. Das Menschenbild von A.T. Still: „Man is triune”, unveröffentlichte Abschlussarbeit. Präsentation in Schlangenbad; 2005 9.