Rofo 2006; 178 - RK_309_2
DOI: 10.1055/s-2006-940442

Diagnostik chronisch entzündlicher Darmerkrankungen

J Hansmann 1
  • 1Uniklinik Heidelberg, Radiodiagnostik, Heidelberg

Die Colitis ulcerosa unterscheidet sich vom M. Crohn durch ihren kontinuierlichen Befall des Kolons vom Rektum nach proximal, während der M C segmental den gesamten GI-Trakt befallen kann. Histologisch besteht beim Morbus Crohn eine transmurale Entzündung mit lymphozytären Infiltraten und typischen aber nicht obligaten Riesenzellgranulomen. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der CU um eine Entzündung der Mukosa mit granulocytären Infiltraten v.a. der Kryptenbasis. Da endoskopisch gewonnenes Biopsiematerial so gut wie nie alle Wandschichten des Darmes erfasst, wird eine definitive histopathologische Diagnose oft erst am OP-Präparat gestellt. Die praeoperative Diagnose ergibt sich aus der Zusammenschau aller klinischen und bildgebenden Informationen. Die Endoskopie hat die klassischen radiologischen Methoden in der Diagnostik von Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes in den Hintergrund gedrängt. Lediglich in der Dünndarmdiagnostik ist das Enteroklysma als Doppelkontrastverfahren der Standard der Diagnostik. Schnittbildverfahren wie Ultraschall, CT und MRT erfassen nicht nur die Schleimhaut, sondern auch die Entzündungstiefe und extraintestinale Komplikationen. Die Primärdiagnostik und z.T.Verlaufskontrollen erfolgen mit Ultraschall, welcher aber oft durch Meteorismus und unterschiedliche Erfahrung des Untersuchers limitiert ist. Bei klinischem Verdacht auf einen Abszess erfolgt eine CT in Interventionsbereitschaft. Die MRT hat heute ihren festen Platz in der Diagnostik perirektaler Fisteln. Spezielle MR-Untersuchungsprotokolle mit Atemstillstand, medikamentöser Darmhypotonie und intestinalen MR-Kontrastmittel erlauben zuverlässig die Abbildung sämtlicher pathologischer Veränderungen des M. Crohn. Zusammenfassend erfolgt die Diagnostik der Colitis ulcerosa durch Endoskopie mit Biopsie, die Abgrenzung zum MC und das Staging des MC erfordert zusätzliche radiologische Methoden, wobei die MRT das Enteroklysma gänzlich und die Endoskopie in der Verlaufskontrolle des MC ersetzen kann. Die Kapselendoskopie bietet hier keine Alternative, da sie bei Stenosen und somit bei der Mehrzahl von symptomatischen Crohn-Patienten kontraindiziert ist.

Lernziele:

  • Differentialdiagnose Morbus CrohnIColitis ulcerosa

  • Radiologische Verfahren und Untersuchungsstrategien

  • Wertigkeit der nichtradiologischen Verfahren

  • Systematik der Befunderstellung unter Berücksichtigung der therapeutischen Konsequenz

  • Artefakte und Pitfalls

Korrespondierender Autor: Hansmann J

Uniklinik Heidelberg, Radiodiagnostik, INF 110, 69120 Heidelberg

E-Mail: jochen_hansmann@med.uni-heidelberg.de