Rofo 2006; 178 - RK_213_4
DOI: 10.1055/s-2006-940493

Funktionelle MRT

S Delorme 1, CM Zechmann 1
  • 1Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Radiologie, Heidelberg

Für die Verlaufsbeobachtung maligner Lymphome und des multiplen Myeloms existieren Kriterien, die mittels Messung der Größe repräsentativer Läsionen dazu beitragen sollen, die Änderung der gesamten Tumorlast des Patienten im Verlauf einer Therapie und der Nachsorge abzuschätzen. Problematisch sind diese Kriterien bei Tumoren, die durch eine bloße Größenangabe nicht verlässlich beschrieben werden können – z.B. wegen einer sehr irregulären Form (z.B. Darmwandlymphom) oder weil sie sich diffus in einem vorgegebenen Kompartiment ausbreiten (z.B. Knochenmarkraumbefall beim multiplen Myelom). Außerdem spiegelt die Änderung der Größe die biologische Aktivität oft nicht zutreffrend und zudem nur verzögert wider.

Heute in der Forschung angewandte Verfahren der funktionellen MRT versuchen, die Aktivität eines Tumors anhand eines Surrogatparameters, der Vaskularisation, zu erfassen. Diese wird durch die angiogene Aktivität des Prozesses determiniert, die ihrerseits eng mit der proliferativen Aktivität verbunden ist.

Mit der funktionellen MRT wird mittels rasch wiederholter Messungen die Signaländerung über mehrere Minuten verfolgt, die durch ein intravasal infundiertes, handelsübliches Kontrastmittel bewirkt wird. Mit einem der Pharmakokinetik entlehnten Zweikompartimente-Modell wird die Verteilung des Kontrastmittels durch die Parameter Amplitude und K(ep) bestimmt, erstere ein Maß für das relative Blutvolumen, letztere für den Stoffaustausch zwischem zentralem und peripherem Kompartiment. Wichtigste Einflussgrößen dieses Stoffaustausches sind die kapilläre Perfusion, die Permeabilität und die kapilläre Austauschfläche.

Diese Parameter können mit guter Ortauflösung ermittelt werden und können dazu dienen, die Aktivität untersuchter Herde zu beurteilen – im Vergleich verschiedener Patienten oder zur Verlaufsbeobachtung. In aktuellen, eigenen Untersuchungen dienen diese Paramter zur Beurteilung von Therapieeffekten und der Aggressivität einer nachgewiesenen hämatologischen Systemerkrankung. Nur eingeschränkt geeignet ist die funktionelle MRT bei allen Organen und Läsionen, die sich während der Untersuchung bewegen, insbesondere im Mediastinum und im Oberbauch.

Lernziele:

Prinzip der dynamischen, kontrastverstärkten MRT kennen.

Pharmakokinetische Modelle verstehen.

Wichtigste Anwendungsgebiete und Grenzen der dynamischen, kontrastverstärkten MRT kennen.

Korrespondierender Autor: Delorme S

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Radiologie, Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg

E-Mail: s.delorme@dkfz.de