Rofo 2006; 178 - VO_223_2
DOI: 10.1055/s-2006-940683

Pränatale MRT Lungenvolumetrie bei kongenitaler fetaler Zwerchfellhernie: Interrater-basierte Evaluierung der Messgenauigkeit

K Büsing 1, AK Kilian 1, T Schaible 1, WK Neff 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Institut für Klinische Radiologie, Mannheim

Ziele: Bei fetaler kongenitaler Zwerchfellhernie (CDH) stellt das Ausmaß der Lungenhypoplasie den entscheidenden prognostischen Faktor für den postpartalen Verlauf dar. Mit der MR-Volumetrie des fetalen Lungenvolumens lässt sich bereits pränatal mit hoher positiver Vorhersagekraft die klinische Relevanz der Lungenhypoplasie sowie der Bedarf einer extrakorporalen Membranoxigenierung (ECMO)-Therapie bestimmen. Ziel dieser prospektiven Studie war die Evaluierung der Messgenauigkeit der pränatalen MRT Lungenvolumetrie bei Feten mit CDH unter Verwendung einer Interrater-basierten Intraklassenkorrelation. Methode: Bei 24 Feten mit sonographisch diagnostizierter CDH wurde in der 24.-35. Schwangerschaftswoche eine fetale Lungenvolumenmessungen (FLV) unter Verwendung einer multiplanaren T2-gewichteten HASTE Sequenz (4mm Schichtdicke) durchgeführt. Die Untersuchungen wurden unabhängig von 2 erfahrenen Radiologinnen ausgewertet und die Volumina über eine Intraklassenkorrelation miteinander verglichen. Darüber hinaus erfolgte eine qualitative Gegenüberstellung der Befunde hinsichtlich der Befundausdehnung. Ergebnis: Das mittlere FLV aller Feten mit CDH betrug 17,4±11,3ml (4,6–52,9ml) bzw. 17,6±10,6ml (3,9–50,5ml). Die mittlere Differenz zwischen den beiden Beobachtern betrug –0,17±2,05, das 90% Konfidenzintervall lag bei±3,2ml. Insgesamt fand sich bei einem Interklassenkorrelationswert ICC=0,97 eine sehr gute Übereinstimmung der Daten. Größere Abweichungen der Messwerte im Mittel von 19,7±16% fanden sich tendenziell bei Messwerten <10ml (p=0,147). Bei Messwerten >10ml betrug der mittlere Fehler 6,1±6,2%. Im Bezug auf die qualitative Befundauswertung (Seite des Defektes, hernierte Organe) bestand eine 100%ige Übereinstimmung. Schlussfolgerung: Die pränatale fetale Lungenvolumenmessungen im MRT bei Feten mit CDH kann als zuverlässige Methode zur Quantifizierung der Lungenvolumina eingesetzt werden, da sie die untersucherunabhängige Evaluierung der Schwere des Befundes ermöglicht und damit häufig die Abschätzung einer Zuweisung in eine Spezialklinik mit der Option einer postnatalen Intensivtherapie ggf. einschließlich ECMO-Therapie erleichtert. Trotz aller gegenwärtigen Therapieoptionen liegt die Sterbewahrscheinlichkeit bei Feten mit einem LV <10ml um die 34. SSW derzeit bei nur 50%, so dass der tendenziell größere Messfehler bei ausgedehnten Befunden derzeit von untergeordneter prognostischer Relevanz ist.

Korrespondierender Autor: Büsing K

Universitätsklinikum Mannheim, Institut für Klinische Radiologie, Theodor-Kutzer-Ufer 1–3, 68167 Mannheim

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