Rofo 2006; 178 - VO_314_4
DOI: 10.1055/s-2006-940836

Fetthaltige Thrombembolie nach Polytrauma –Nachweis im Schockraum-CT

S Müller-Groh 1, R Hünerbein 1, C Gross 1, FP Kuhn 1
  • 1Klinikum Kassel, Inst.f Diagn. u. Interv. Radiologie, Kassel

Anamnese:

Eine 38jährige, bisher gesunde Patientin erlitt bei einem Verkehrsunfall ein Polytrauma.

Diagnostik:

Konventionelle Röntgenaufnahmen im Schockraum zeigten eine Femurschaft-Trümmerfraktur links, Mittelfußfrakturen 2 und 3 links, Clavikulafraktur links und Verdacht auf Lungenkontusion. Sonographisch geringe freie abdominelle Flüssigkeit.

Schockraum-CT:

Keine intrakraniellen Verletzungsfolgen, keine HWS-Verletzung, mäßige Lungenkontusion links, V.a. Leberkontusion. Thrombembolie der linken V. iliaca externa, mit –10 HE fetthaltig.

Diagnose:

Fetthaltige Thrombembolie der V. ilica externa links nach Femurschafttrümmerfraktur mit drohender Fettembolie wichtiger Organe (z.B. Lunge, Gehirn).

Therapie:

operative Thrombembolektomie.

Histologie:

Frischer Abscheidungsthrombus mit zentral multiplen Fettvakuolen.

Diskussion:

Nach Femurschafttrümmerfraktur kam es zum Einschwemmen fetthaltigen Knochenmarks in das venöse System. Durch Auslösen der Gerinnungskaskade bildete sich ein Abscheidungssthrombus. Das enthaltene Fett ließ sich durch Dichtemessung im Spiral-CT nachweisen. Eine drohende Fettembolie z.B. der Lunge oder der cerebralen Gefäße konnte durch die Thrombembolektomie verhindert werden.

Lernziele:

Im Spiral-CT kann ein fetthaltiger Abscheidungsthrombus in den größeren venösen Gefäßen direkt nachgewiesen werden.

Nach Trümmerfrakturen der großen Röhrenknochen oder des Beckens sollte in den größeren venösen Gefäße des Beckens sowie des Abdomens besonders auf Kontrastmittelaussparungen mit fettisodensen Dichtewerten geachtet werden, um Fettembolien wichtiger Organe (z.B. Lunge, Gehirn) vorbeugen zu können.

Korrespondierender Autor: Müller-Groh S

Klinikum Kassel, Inst.f Diagn. u. Interv. Radiologie, Mönchebergstr. 41–43, 34125 Kassel

E-Mail: Stephan.mueller-groh@klinikum-kassel.de