Rofo 2006; 178 - VO_410_8
DOI: 10.1055/s-2006-940987

Virtuelle Obduktion, Möglichkeiten u. Grenzen d. CT bei nicht natürlichen Todesfällen

A Geissler 1, J Blatzonis 2, HD Wehner 2
  • 1Robert Bosch Krankenhaus, Radiologie und Nuklearmedizin, Stuttgart
  • 2Tübingen

Ziele: Ziel der Untersuchungen ist die Evaluierung der Mehrzeilen CT zur Rekonstruktion von nicht natürlichen Todesfällen. Es soll geklärt werden, ob die im CT gefundenen path.- anatom. Veränderungen wie Frakturen, Einblutungen, Organverletzungen die Arbeit des Gerichtsmediziners unterstützen kann. 3-D-Oberflächenrekonstruktion sollten zur Nachstellung des Tatgeschehens genutzt werden. Methode: Seit 2004 wurden bis heute 23 nicht natürliche Todesfälle (14 Männer, 9 Frauen)vor der Obduktion mittels 16 Zeilen CT (Siemens, Erlangen) untersucht.

Zunächst wird mit dem Kopf voraus 2mm Vorschub u. 1mm Rekonstruktionsdicke untersucht. Anschließend wird die Leiche gedreht u. mit den Füssen voran untersucht. Die Rekonstruktionen erfolgen mit einem weichen u.ultraharten Kernel.

Außerdem werden 3D Rekonstruktionen des Opfer angefertigt. Die Untersuchungszeit beträgt im Mittel 15min.

Die Befundung der Bilder erfolgt durch einen CT Radiologen.

Bilder u. Befunde werden mit dem Sektionsprotokoll verglichen. Ergebnis: Die Untersuchungen wurden, bei kurzer Unterbrechung des Routinebetriebs, alle vor der Obduktion durchgeführt.Die erzielte Bildqualität war befundungsgeeignet.Durch 3 D Rekonstruktionen können Frakturen plastisch dargestellt werden. Dies ermöglicht eine bessere Rekonstruktion des Unfallhergangs und erleichtert die anschließende Sektion. Ein – und Ausschüsse und lassen sich gut darstellen. Steckschüsse u. Durchschüsse können differenziert werden. Das Projektil kann einfach lokalisiert werden, oder muss am Tatort noch gesucht werden.

Es fanden sich 5 Schuss bzw. Stichverletzungen, 13 stumpfe Traumata, 5 Fälle ohne äußerere Gewalt.

Die plastischen Oberflächenrekonstruktionen der Opfer konnten für weitere Rekonstruktionen des Tathergangs genutzt werden. Problematisch sind die üblichen Zersetzungsvorgänge bei länger zurückliegender Tat. Hier wird die Beurteilung der parenchymatösen Organe stark eingeschränkt. Schlussfolgerung: Die CT ist eine adäquate Methode zur Lokalisation knöcherner Verletzungen und optimalen 3-D- Visualisierung, hier ist sie der klassischen Obduktion überlegen. Bei der Suche nach Geschossen oder erleichtert sie die Arbeit des obduzierenden Arztes. Die im CT gefundenen Veränderungen werden durch die einsetzenden Fäulnisvorgänge mit zunehmendem Abstand zum Todeszeitpunkt schwieriger zu interpretieren. Von der besseren Unterscheidung zwischen post mortem eingetretenen Veränderungen und path. Veränderungen versprechen wir uns eine noch bessere Diagnostik.

Korrespondierender Autor: Geissler A

Robert Bosch Krankenhaus, Radiologie und Nuklearmedizin, Auerbachstr. 110, 70376 Stuttgart

E-Mail: angela.geissler@rbk.de