Rofo 2006; 178 - WI_PO_86
DOI: 10.1055/s-2006-941138

Bedeutung der MRT für die Diagnostik der posttraumatischen Anosmie nach Schädel-Hirn-Trauma (SHT)

D Vossoughi 1, H Breer 1, I Gauss 1, KW Delank 1, G Layer 1
  • 1Städt. Klinikum Ludwigshafen, Zentrum für Radiologie (ZIR), Ludwigshafen

Ziele: Bei posttraumatischen Anosmien (PTA) können selbst minimale Läsionen des olfaktorischen Systems mit hoher Präzision visualisiert werden. Es soll die diagnostische Wertigkeit der MRT insbesondere unter Verwendung der koronaren, flüssigkeitssensitiven T2-gew. Dünnschicht Turbo-Inversion-Recovery-Magnitude (TIRM)- Sequenz bei klinischer Verdachtsdiagnose einer posttraumatischen Anosmie nach Schädel-Hirn-Trauma aufgezeigt werden. Methode: 15 Patienten nach SHT wurden mit der klinischen Verdachtsdiagnose einer PTA durch die MRT (Siemens Magnetom Expert 1,0 T) mittels eines standardisierten Protokolls [kor.T2-gew.TIRM Sequenz über die Frontobasis (TR/TE 4300/60, SD 2mm, FOV 175×200, 512×242 Matrix, 2 Mittelungen), transv. T2-gew. Dark Fluid Sequenz, sag.T2-gew. TSE-Sequenz, native und KM-gestützte T1-gew. SE-Sequenz] untersucht. Ergebnis: Bei allen Patienten wurde eine Schädelbasis- bzw. Kalottenfraktur sowie eine intrakranielle Blutung computertomographisch ausgeschlossen. 9 von 15 Patienten zeigten MR-tomographisch typische umschriebene Contre Coup Kontusionsherde teilweise mit Hämorrhagien an der Frontobasis nach SHT, davon wurde in 7 Fällen bei Scher- und Lazerationsverletzung der posttraumatische Abriß bzw. bei länger zurückliegendem Trauma der narbige Umbau der Fila olfactoria in der Olfactoriusrinne durch einen pathologisch signalangehobenen Tractus- und Bulbus olfactorius in der koronaren T2-gew. Dünnschicht- TIRM Sequenz diagnostiziert. Das aufgehobene Riechvermögen konnte durch diese path. Signalanhebung des ansonsten hypointensen Riechnerven hinreichend erklärt werden. Weitere 4 Patienten wiesen als Ursache der posttraumatischen Anosmie Kontusionsherde in Form von Einblutungen oder Glianarben in zentralen Strukturen des olfaktorischen Systems ohne direkter Einwirkung und Verletzung des Riechnerven auf, z.B. im Bereich des Orbitofrontalen Kortex, am vorderen Temporalpol sowie in der Area entorhinalis. Bei 2 Patienten konnte in der MRT kein richtungsweisender Befund für die posttraumatische Riechstörung ermittelt werden. Schlussfolgerung: Die MRT erlaubt zuverlässig die bildliche Darstellung olfaktorischer Schädigungen, wie Verletzung des Riechnervs bei postttraumatischer Anosmie nach SHT. Für klinische und gutachterliche Fragestellungen können neben frischen, umschriebenen Einblutungen auch Glianarben, bei länger zurückliegenden, posttraumatischen Anosmien erkannt werden. Die Interpretation der MRT Ergebnisse erfordert eine enge Kooperation zwischen HNO-Arzt und dem Radiologen.

Korrespondierender Autor: Vossoughi D

Städt. Klinikum Ludwigshafen, Zentrum für Radiologie (ZIR), Bremserstr.79, 67063 Ludwigshafen

E-Mail: dvossoughi@web.de