Rofo 2006; 178 - FO_PO_15
DOI: 10.1055/s-2006-941167

Akute isolierte unilaterale Hirnnervenparese bei atraumatischer Dissektion der ACI – Pathomorphologie und Risikofaktoren.

AC Kühn 1, A Günther 1, P Günther 1, C Zimmer 2, JP Schneider 1, T Kahn 1
  • 1Universität Leipzig, Diagnostische Radiologie, Leipzig
  • 2München

Eine isoliert oder kombiniert auftretende Parese insbesondere der basalen Hirnnerven gehört mit einer Häufigkeit zwischen 5 und 13% zu den seltenen Komplikationen im Rahmen einer Dissektion der A.carotis interna (ACI), welche zumeist auf direkte Kompression der Nerven oder der Vasa nervorum zurückgeführt werden. Dabei sind in der Regel eine angiografisch typische Kaliberirregularität und ein in der Schnittbildgebung erkennbares intramurales Hämatom für die Diagnose beweisend. Selten beschrieben sind Fälle mit isolierter Hirnnervenparese im Rahmen einer Dissektion der ACI mit deutlichem perivaskulären subadventitialen Wandhämatom im Eintrittsbereich der ACI in die Schädelbasis und Verjüngung des Gefäßes, angiografisch jedoch unauffälliger Abbildung des Gefäßlumens. Im Vergleich zu Patienten ohne Dissektion konnte jedoch mit 30 bis 62% gegenüber 19% eine vermehrte Gefäßredundanz (kinking, coiling, loops) bei ansonsten unauffälligem Befund nachgewiesen werden.

Klinisch manifeste Bindegewebserkrankungen sind als Risikofaktoren einer ACI-Dissketion bekannt. Zusätzlich wurden mikrostrukturelle Bindegewebsaberrationen ohne klinische Manifestation bei 68% der Patienten mit ACI-Dissektion nachgewiesen, wobei diese im Zusammenhang mit kardiovaskulären und externen Faktoren als pathogenetisch bedeutsam für das Auftreten einer Dissektion angesehen wurden. Die angiografisch beobachteten morphologischen Gefäßveränderungen werden als mögliche Korrelate einer zu Grunde liegenden Bindegewebsveränderung interpretiert.

Lernziele:

  • Akute unilaterale Hirnnervenparesen können als isolierte Symptome im Rahmen einer ipsilateralen Dissektion der ACI auftreten, wobei die zu Grunde liegende Gefäßpathologie mitunter verzögert oder gar nicht diagnostiziert wird.

  • Insbesondere bei subadventitialer Ausdehnung des Wandhämatoms stellt sich in der DSA selten ein unauffälliges Gefäßlumen dar. Gehäuft ist jedoch eine vermehrte Gefäßredundanz nachweisbar.

  • Neben bekannten Bindegewebserkrankungen wurden auch mikrostrukturelle Bindegewebsveränderungen ohne klinische Manifestation als Risikofaktoren für eine ACI-Dissektion gewertet. Die beobachtete Gefäßredundanz kann als ein mögliches pathomorphologisches Korrelat dieser Veränderungen interpretiert werden.

Korrespondierender Autor: Kühn AC

Universität Leipzig, Diagnostische Radiologie, Liebigstr.20, 04103 Leipzig

E-Mail: Axel.Kuehn@medizin.uni-leipzig.de