B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2006; 22(6): 246-250
DOI: 10.1055/s-2006-942324
PRAXIS

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Die Frage nach dem Sport: Gibt es einfache Indikatoren zur Messung des Sportpensums?

The major question in sports: Do simple indicators exist for measuring sport and physical activity?A. Rommel1 , G. Mensink2 , T. Lampert2
  • 1Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD) gem. e. V., Bonn
  • 2Robert-Koch-Institut, Berlin
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Publication Date:
18 December 2006 (online)

Sport und Bewegung sind Themen vieler gesundheits- und sozialwissenschaftlicher Umfragen. Dabei kommen häufig einfache und knappe Frageformulierungen zum Einsatz, die das Pensum des Sporttreibens oder der körperlichen Bewegung der Befragten abschätzen sollen. Die Betrachtung von Zeitreihen aus der Erwachsenenforschung zeigt jedoch, dass verschiedene Schätzungen nicht zuletzt aufgrund methodischer Einflüsse stark variieren und sich hieraus Konsequenzen auch für die Kinder- und Jugendforschung ergeben.

Abstract

Sport and physical activity are among the topics of many public health and social surveys. Frequently, the question wording that is used to estimate the amount of sport and physical activity is quite simple and concise. Nevertheless, the observation of time series shows that different estimates vary considerably as a result of methodological effects. From this, consequences for the research among children and adolescents arise.

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1 Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf vergleichsweise einfache Operationalisierungen der Frage nach der Sporthäufigkeit, wie sie sich in vielen Studien ausschließlich finden. Im Motorik-Modul der KiGGS-Studie und in Teilen auch in Gesundheitssurveys bei Erwachsenen werden Sport und Bewegung getrennt voneinander und deutlich aufwendiger und genauer erfasst. Die Hauptaussagen des Beitrages in Bezug auf die Auswirkungen unterschiedlicher Operationalisierungen auf die Ergebnisschätzung werden dadurch jedoch nicht tangiert.

2 Der präsentierte Vergleich ist Teil eines Projekts zur Erstellung eines Zeitreihendatensatzes, das im Auftrag des RKI im Jahr 2005 durch das WIAD durchgeführt wurde [15] und an frühere Analysen der Gesundheitssurveys u. a. zum Thema Sport und Bewegung anschließt [12] [13].

3 Grundsätzlich gilt anzumerken, dass es verschiedene, häufig sachlich bedingte Gründe geben kann, warum Fragestellungen verändert und damit Zeitreihen durchbrochen werden. Bei den Gesundheitssurveys spielt neben erhebungsmethodischen Gründen (Umstellung auf Telefonbefragung) auch die Tendenz zur Anpassung von Erhebungsinstrumenten auf EU-Ebene eine Rolle (räumliche vs. zeitliche Vergleichsmöglichkeiten).

4 Bei den Erklärungsversuchen dieses Abschnittes ist zu beachten, dass methodisch klassifizierte Effekte immer auch durch tatsächliche Variationen im Antwortverhalten verstärkt, abgeschwächt oder zum Verschwinden gebracht werden können. Dieser Aspekt ist bei den Gesundheitssurveys stärker als im SOEP einzubeziehen, da die Erhebungszeitpunkte zeitlich weiter auseinanderliegen und damit potenziell stärkere tatsächliche Änderungen zwischen zwei Zeitpunkten im Bereich des Möglichen liegen.

Korrespondenzadresse

A. Rommel

Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD) gem. e. V.

Ubierstraße 78

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Phone: 02 28/8 10 41 69

Email: alex.rommel@wiad.de