Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A307
DOI: 10.1055/s-2006-944032

Die Affinität der Glutamat-Decarboxylase-Antikörper als neuer Immunmarker zur Vorhersage der Progression des Autoimmunprozesses bei Kindern mit familiärem Typ-1-Diabetes Risiko

A Mayr 1, M Schlosser 2, H Kenk 2, E Bonifacio 1, AG Ziegler 1, P Achenbach 1
  • 1Institut für Diabetesforschung, München, Germany
  • 2Institut für Pathophysiologie, Karlsburg, Germany

Einleitung: In der Pathogenese des Typ-1-Diabetes (T1DM) ist die Entwicklung von multiplen Insel-Autoantikörpern charakteristisch und kann bei Kleinkindern bereits beim ersten Auftreten von Insulin-Autoantikörpern (IAA) durch Bestimmung der IAA-Affinität vorhergesagt werden. Ältere Kinder entwickeln jedoch häufig zuerst Autoantikörper gegen Glutamat-Decarboxylase (GADA).

Ziele: Diese Studie untersucht, ob die GADA-Affinität ebenso eine Unterscheidung zwischen hohem und niedrigem T1DM-Risiko bei GADA-positiven Kindern unabhängig vom IAA-Status ermöglicht.

Methodik: Die GADA-Affinität wurde in den ersten (n=51) bzw. ersten verfügbaren (n=10) GADA-positiven Seren von 61 Kindern der BABYDIAB-Studie (medianes Alter: 4,3 Jahre) mit einem kompetitiven Radioimmunoassay unter Verwendung von 2µl Serum, 125I-markiertem humanem GAD65 (1e-10 M) und unmarkiertem humanem GAD65 in ansteigenden Konzentrationen (3e-11 bis 3e-7 M) gemessen.

Ergebnis: Die GADA-Affinität variierte zwischen 4e+6 und 2e+10 L/mol, wobei 47 Kinder eine Affinität >1e+9 L/mol (hoch affine GADA) und 14 eine Affinität <1e+9 L/mol (niedrig affine GADA) aufwiesen. Verglichen mit niedrig affinen GADA, traten hoch affine GADA häufiger bei Kindern auf, die bereits multiple Antikörper aufwiesen oder noch entwickelten (38/47 vs. 1/14; P<0.001); einschließlich 15 von 16 Kindern, die später an T1DM erkrankten. Die mediane GADA-Affinität betrug 6e+9 L/mol bei Kindern mit multiplen Antikörpern (8e+8 L/mol bei Kindern ohne multiple Antikörper; P=0.001) und 7e+9 L/mol bei Kindern mit dem HLA DR3 Haplotyp (4e+9 L/mol bei Kindern ohne HLA DR3; P=0.003). Für Kinder, die GADA als alleinigen ersten Antikörper entwickelten, betrug das 5-Jahres-Risiko für die Entwicklung von multiplen Antikörpern 34% beim Vorliegen von hoch affinen GADA (n=14) gegenüber 0% bei niedrig affinen GADA (n=13; P=0.066).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass hoch affine GADA hilfreiche Immunmarker zur Vorhersage der Progression des Autoimmunprozesses bei den Kindern sind, die eine primäre Immunreaktion gegen GAD65 aufweisen.