Neuropediatrics 2006; 210 - P43
DOI: 10.1055/s-2006-946399

Pharmakologische Daten zu Midazolam und Lorazepam in der pädiatrischen Intensivmedizin nach kardiochirurgischen Eingriffen

C Kampmann 1, JH Höpner 1, RG Huth 1, M Knuf 1
  • 1Kinderklinik der Johannes Gutenberg Universität, Mainz, D

Fragestellung: Die Pharmakokinetik von Analgetika und Sedativa ist abhängig von zahlreichen Faktoren (u.a. Kreislauffunktion, Organperfusion, Expression und Aktivität der Enzymsysteme des Fremdstoffwechsels), die im Rahmen der postoperativen Therapie nach herzchirurgischen Operationen bei angeborenen Herzfehlern in mannigfaltiger Weise beeinflusst werden. Es sollte untersucht werden, zu welchen Serumkonzentrationen die üblicherweise verwendeten Benzodiazepin- Dosierungen unter den Bedingungen der postoperativen Therapie angeborener Herzfehler führen und unter welchen Umständen Veränderungen der Spiegel zu erwarten sind.

Methodik: Im Rahmen von Routine-Blutentnahmen wurden bei 21 Patienten Serumproben zur Bestimmung der Serumkonzentrationen von Midazolam und Lorazepam per HLPC mit photometrischer Detektion untersucht. Die klinische Dokumentation umfasste die Vitalparameter, Beatmungsparameter, Blutgas-Analysen, Patientenbeobachtung, Medikation und laborchemische Surveillance.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 178 Analysen von 21 Patienten vorgenommen. Im steady state zeigten sich Serumkonzentrationen von 200–300 ng/ml (Midazolam) bzw. 600–1200 ng/ml (Lorazepam). Die Maximal gemessenen Spiegel betrugen 17165 ng/ml (Midazolam) bzw. 8348 ng/ml (Lorazepam).

Eine enge Korrelation der Serumkonzentrationen zur Kreislauffunktion oder zu Komplikationen im Verlauf ließ sich nicht erkennen.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten zeigen, dass bei Patienten mit relativ kurzem, unkompliziertem postoperativen Krankheitsverlauf im steady-state niedrigere Benzodiazepinkonzentrationen gemessen werden.

Bei schwerem Multiorganversagen ist ein exorbitanter Anstieg der Serumkonzentrationen festzustellen. Klinisch und laborchemisch diagnostizierte Sepsis-Episoden oder Phasen einer Kreislaufdepression führen nicht zu einem überproportionalen Anstieg der Serumkonzentrationen. Metaboliten der Benzodiazepine wurden in der Untersuchung nicht erfasst. Es ist jedoch möglich, dass vorwiegend erst spätere Schritte des Stoffwechsels vom klinischen Verlauf beeinflusst werden. In weiteren Schritten müssen die Konzentrationen der Metabolite ebenfalls erfasst werden.