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DOI: 10.1055/s-2006-950649
Akute gastrointestinale Graft-versus-Host-Disease nach allogener Stammzelltransplantation – eine retrospektive Analyse von klinischen, endoskopischen und histologischen Befunden
Einleitung: Die im Rahmen der allogenen Stammzelltransplantation (SZT) beobachtete Mortalität und Morbidität wird u.a. durch die gastrointestinale Graft- versus- Host Disease (GI-GvHD) beeinflusst. Aus klinischen und endoskopischen Befunden wird der Schweregrad der GI-GvHD abgeschätzt. Als Goldstandard für Diagnose und Schweregradeinteilung gilt die histologische Beurteilung von Biopsien aus entsprechenden Läsionen.
Methoden: Im Rahmen dieser retrospektiven Studie wurde untersucht, inwieweit Klinik und Endoskopie die histologische Diagnose bzw. den Schweregrad (histologische Einteilung nach LERNER) einer GI-GvHD vorhersagen können. Dazu wurden die Daten von 104 Patienten ausgewertet, die insgesamt 80 Ösophago- Gastro- Duodenoskopien und 72 Kolo- bzw. Rektosigmoidoskopien durchliefen.
Ergebnisse: Das klinische GI-GvHD Grading und der Diarrhö Schweregrad nach den WHO- Toxizitätskriterien können den histologischen GvHD-Grad kaum vorhersagen. Allerdings erreicht die Diarrhoe-Einteilung einen positiver Vorhersagewert (PPV) von 74,6%, ob tatsächlich eine GVHD vorliegt. In 224 Makroskopie- Histologie- Paaren aus Gastroskopien, stimmte das makroskopische Grading nur in 40,6% der Fälle mit dem histologischen Grading überein. Die makroskopische Beurteilung hatte einen PPV von 35,6%, einen negativen Vorhersagewert (NPV) von 82,6%. Bei den Koloskopien wurden 225 Makroskopie- Histologie- Paare erhalten, wobei der makroskopische Schweregrad mit dem histologischen nur in 34,2% übereinstimmte. Die Makroskopie zeigte einen PPV von 82,1%, einen NPV von 50,5%.
Schlussfolgerung: Die histologische Diagnose bzw. der Schweregrad einer GI-GvHD lässt sich in dieser retrospektiven Analyse kaum mittels klinischer Symptomatik und Makroskopie der gastrointestinalen Schleimhaut bestimmen. Klinische und endoskopische Befunde sind jedoch wichtige Instrumente, um Risikopatienten zu erkennen und den Verlauf der GI- GvHD zu beobachten. Koloskopie und WHO-Einteilung für Diarrhoe erreichen dabei einen PPV von >80%.