Einleitung: Die Doppelballonenteroskopie (DBE) ist ein neues Verfahren zur diagnostischen und
therapeutischen Endoskopie des Dünndarms, dass unter anderem auch die Entfernung von
Fremdkörpern aus dem Dünndarm erlaubt. In der Literatur sind bislang 3 Patienten beschrieben,
bei denen mittels antegrader DBE Endoskopiekapseln aus dem Dünndarm entfernt werden
konnten.
Ziel: Wir berichten hier über einen 43-jährigen Patienten mit stenosierter Jejunosascendostomie,
bei dem mittels retrograder DBE 2 Endoskopiekapseln aus dem Dünndarm geborgen werden
konnten.
Methodik & Ergebnis: Die Vorgeschichte des Patienten beinhaltet die Resektion eines Meckel-Divertikels
1976 mit anschließenden Komplikationen, die repetitive Laparotomien und limitierte
Dünndarmteilresektionen erforderten und eine zirkulär stenosierte aber asymptomatische
Jejunoascendostomie hinterliessen. Aufgrund rezidivierender Eisenmangelanämien wurden
im weiteren Verlauf unter anderem zwei Kapselendoskopien in 5/04 und 10/05 durchgeführt.
Eine anschließende Röntgenuntersuchung in 10/05 dokumentierte den Verbleib beider
Kapseln im distalen Dünndarm.
In unserer Klinik erfolgte zunächst die antegrade DBE, die die Endoskopiekapseln nicht
erreichen konnte. Darauf erfolgte die Koloskopie mit Ballondilatation der stenosierten
Jejunoascendostomie. Durch die nachfolgende retrograde DBE (Fuji EN-450P5/20) konnte
die Stenose mühelos passiert und beide Kapseln ca. 60cm proximal der Anastomose identifiziert
werden. Die erste Kapsel wurde mittels Polypektomieschlinge aus dem Dünndarm extrahiert
und im Kolon ascendens abgelegt. Anschließend erfolgte die komplette Extraktion der
zweiten Kapsel mittels Polypektomieschlinge ex ano.
Der Patient wurde am Folgetag beschwerdefrei entlassen und schied die erste Kapsel
3 Tage später aus. Während eines Follow-up von 6 Wochen verblieb der Patient asymptomatisch.
Schlussfolgerung: Der vorliegende Fall zeigt, dass auch mittels retrograder DBE die Extraktion von
Endoskopiekapseln aus dem Dünndarm auch bei erschwerter Anatomie komplikationslos
möglich ist und eine Operation vermieden werden kann.