Es stellte sich ein 52-jähriger Patient wegen diffuser Bauchschmerzen, insbesondere
postprandial und einer Gewichtsabnahme von ca. 10kg in den letzten 6 Monaten in unserer
Ambulanz vor. Stuhlgang normal, zuletzt eher Obstipation und viel Flatulenz. Die auswärtige
Diagnostik inkl. CT und Laparoskopie war unauffällig. Auffällige Laborparameter bei
Aufnahme: Eisenmangelanämie (Hb 12,6g/dl, Eisen 74µg/dl), CRP 1,1mg/dl. Da anamnestisch
in der Kindheit fraglich ein M. Crohn festgestellt worden sei, dieser aber nie behandelt
wurde, führten wir eine MRT-Sellink Untersuchung durch. Hier wurde im Jejunum ein
umschriebenes Segment mit Wandverdickung, transmuraler Entzündung und fraglich kleinen
perimuralen Mikroabszessformationen beschrieben. Kein Hinweis auf größere Abszessbildung.
Die Veränderungen waren vereinbar mit einem M. Crohn im Stadium einer beginnenden
Penetration.
Eine daraufhin durchgeführte Kapselendoskopie zeigte im Jejunum/Ileum eine hochgradige
entzündlich und ulzerierende Stenose. Hier blieb die Kapsel für mehrere Tage stecken
und erreichte dann via naturalis den Anus.
Die „Push-and-Pull-Endoskopie“ (PPE) zeigte bei mindestens 200cm im Jejunum (oder
Übergang Ileum) massiv Speisereste. Nach Wegspülen zeigte sich ein grotesker Befund
mit 3 Dünndarmlumina, von denen mindestens eines blind verschlossen wirkte. Auch nach
KM-Gabe fand sich keine Auflösung, sondern Rückfluss. Die anderen Lumina waren über
mehr als 10cm intubierbar und zeigten dort wieder normale Schleimhaut. Im Bereich
der Gabelung derbe ulzerierte Schleimhaut, entzündlich/dd neoplastisch. Zudem zeigte
sich weiter peroral (ca. 80cm post pylorum) ein weiteres kleines Ulkus und ödemätös
veränderte Schleimhaut. Histologisch zeigte sich neben entzündlichem Schorf Anteile
einer malignen Neoplasie. Hierbei handelte es sich um Anteile eines diffusen großzelligen
B-blastären Non-Hodgkin-Lymphoms. Alle anderen Staging-Untersuchung inkl. KM-Biopsie
waren unauffällig. Nach Dünndarmteilresektion und anschließender Chemotherapie (R-CHOP)
ist der Patient seit 6 Monaten in Remission.
Schlussfolgerung: Mithilfe der PPE konnte schnell und zuverlässig die Diagnose eines Non-Hodgkin-Lymphoms
gestellt werden. Die PPE könnte der Goldstandard für die Dünndarmdiagnostik werden.