Anamnese: Ein bisher gesunder 35-jähr. Patient litt seit 3 Wochen an rechtsseitigen Oberbauchschmerzen.
Wegen seit mehreren Tagen bestehendem Fieber bis 39°C und Appetitlosigkeit stellte
er sich bei uns vor. Koliken, Erbrechen und Alkoholkonsum wurden verneint. Keine Auslandsaufenthalte.
Urin und Stuhlgang unauffällig. Klin.
Befund: Guter EZ, leicht red. AZ. Fieber max. 39,5°C. Druckschmerz im rechten Oberbauch und
Epigastrium.
Labor: CRP 242mg/l, Hb 11,1g/dl, Leberwerte und Quick normal. CT-Abdomen: Unklare Formation,
inhomogen, nicht liquide (ca. 4cm x 3cm x 2,5cm groß) zwischen Leberpforte, Duodenum
und Pankreaskopf. Neben der Gallenblase hypodenser Flüssigkeitssaum und Wandverdickung.
Mehrere suspekte Lymphknoten (1,5cm groß) z.B. iliakal und paraoartal. Rö.-Thorax:
unauffällig. Gastroskopie: 1cm große breitbasige Erhabenheit im distalen Bulbus duodeni
aus deren Spitze sich Eiter entleert.
Verlauf: Unter Piperacillin/Combactam leichte Besserung. HIV-Test wurde abgelehnt. Am Abend
vor der geplanten Lymphknotenentnahme gab der Patient preis, 2001 HIV-positiv getestet
worden zu sein. Die HIV-Erkrankung sei bisher nicht behandlungsbedürftig gewesen.
Bei erneutem Anstieg des Fiebers wurde die Antibiotikatherapie auf Vancomycin, Meropenem
und Fluconazol umgestellt.
Tbc-intrakutan Test: negativ.
Weitere Diagnostik: TPPA-negativ. Blutkulturen negativ. Bei typischer Klinik einer Cholecystitis mit
Abszessformation zwischen Leberpforte, Duodenum und Pankreas wurde eine Laparotomie
durchgeführt. Intraoperativ zeigte sich ein nekrotischer Lymphknoten im Lig. hepatoduodenale
mit einer in das Duodenum und z.T. in den Pankreaskopf einbrechenden Abszess- und
Nekrosehöhle und konsekutiver Cholecystitis. In der mikrobiologischen Untersuchung
des OP-Materials wurde die Diagnose einer abszedierenden Lymphknoten-Tuberkulose gestellt.
In Magensaft- und Stuhlproben wurden ebenfalls säurefeste Stäbchen nachgewiesen. Es
erfolgte eine antituberkulöse Therapie mit Isoniazid+Rifampicin+Ethambutil+Pyrazinamid.
Eine retrovirale Therapie wurde bei einer T-Helfer-Zahl von 27 Zellen/µl und einer
Viruslast von 2,1×10^5 Kopien/ml begonnen und führte zu einer raschen Erholung. Dies
ist der erste Fall einer abszedierenden Lymphknotenperforation im Leberhilus als Erstmanifestation
von AIDS.