Einleitung: Der gesteigerte Muskeltonus bei Patienten mit spastischen Syndromen führt am oberen
Ösophagussphinkter (OÖS) zu einer überschießenden unkoordinierten Kontraktion und
einer fehlenden Erschlaffung. Dies verhindert einen physiologischen Schluckakt und
führt sekundär zum Überschlucken mit Aspiration. Somit sind diese Patienten dauerhaft
auf eine Ernährungssonde und Tracheostomie angewiesen. Durch eine lokale Injektion
von Botulinumtoxin A kann der cricopharyngeale Spasmus und somit der Schluckvorgang
deutlich gebessert werden.
Methodik: Bei einem 47-jährigen männlichen Patienten mit ausgedehnter linksbetonter Spastik
und oropharyngealer Dysphagie nach Subarachnoidalblutung 2002 wurde zunächst der cricopharyngeale
Spasmus mittels Röntgenbreischluck und Manometrie verifiziert. Die Manometrie des
OÖS wurde bei 50Hz in Halbleitertechnik unter Verwendung einens zirkulären Sleeve-Sensors
durchgeführt. Dies erlaubt, auch die schnellen Druckänderungen des OÖS zu quantifizieren
(2000mmHg/s). Anschließend erfolgte die lokale submuköse Injektion von insgesamt 180
U Botulinumtoxin A (Dysport®) in 4-Quadrantentechnik im Bereich des OÖS mittels flexibler
Endoskopie in Propofol-Sedierung. Zwei Tage später wurde die Dysphagie re-evaluiert
mit Götterspeise-Schlucken und mit Manometrie.
Ergebnis: Die Manometrie vor Therapie zeigte einen basalen Sphinkterdruck von 125mmHg mit Fehlen
einer schluckreflektorischen Erschlaffung und Pharynxkontraktionen zwischen 80 und
150mmHg. Die Nachuntersuchung am 3. Tag post injectionem zeigte eine deutliche Besserung
der Schluckfunktion, so dass ein Kostaufbau unter logopädischem Schlucktraining begonnen
werden konnte. Beim Leerschlucken zeigte sich keine Sekretaspiration mehr. Die fehlende
Sphinkterrelaxation persistierte, jedoch fand sich eine Reduktion der Sphinkterruhedrucks
auf 25mmHg.
Schlussfolgerung: Die lokale Injektion von Botulinumtoxin A ist eine wirkungsvolle Therapie des cricopharyngealen
Spasmus bei Patienten mit spastischen Syndromen. Die Halbleitermanometrie mit einem
zirkulären Sleeve-Sensor ist nützlich, um pharmakologische Effekte auf die OÖS-Motilität
zu objektivieren. Die erforderlichen regelmäßigen Nachinjektionen sind über eine flexible
Endoskopie ohne Vollnarkose durchführbar.