Einleitung: Fernmetastasen bestimmen wesentlich die Prognose bei malignem Melanom. In etwa 60
bis 90% einer gastrointestinalen Beteiligung handelt es sich dabei um Dünndarmmetastasen.
Die Kapselendoskopie (KE) kann als nicht-invasive und sensitive Untersuchungsmethode
die bisher schwierige Diagnose einer Dünndarmbeteiligung bei Malignem Melanom gezielt
erbringen.
Methodik: Wir berichten von einer 69-jährigen Patientin, die bei refraktärer Eisenmangelanämie
und unauffälliger Ösophago-Gastro-Duodenoskopie und Koloskopie mit der KE untersucht
wurde. Ein Malignes Melanom war sieben Jahre zuvor am linken Bein exzidiert worden
(pT4, Clark's Level IV, Breslow 5.4mm, ulzeriert).
Ergebnis: In der KE stellte sich ein exulzerierter Tumor im oberen Jejunum dar.
[Malignes Melanom des Dünndarms]
Unabhängig davon ergab sich in der Computertomographie (32 Zeiler) der Verdacht auf
eine Raumforderung im oberen Dünndarm. Dieser Tumor bestätigte sich histologisch nach
chirurgischer Resektion als Metastase des Malignen Melanoms. Dreizehn Monate später
trat erneut eine Eisenmangelanämie auf, und in der KE konnte eine Metastase im distalen
Ileum gesichert werden, die wiederum reseziert wurde. Vierzehn Monate später ist die
Patientin wohlauf (Karnowsky-Index 80%).
Schlussfolgerung: Mit der KE gelingt der Nachweis einer Melanom-Metastasierung in den Dünndarm, die
bei Zeichen eines intestinalen Blutverlustes und/oder einer abdominellen Symptomatik
und anamnestisch bekanntem Malignen Melanom die primäre Verdachtsdiagnose darstellt.
Dieser Fallbericht ist der bisher erste, der eine metachrone Dünndarmmetastase bei
Malignem Melanom präoperativ beschreibt.