Einleitung: Bei der Fournier'schen Gangrän handelt es sich um eine seltene, schnell fortschreitende
schwere Weichteilinfektion mit hoher Letalität. Für das Überleben der Patienten sind
frühzeitige Diagnosestellung und rasch einsetzende Therapie entscheidend. Wir berichten
über einen Patienten mit schwerer Fournier'scher Gangrän, der sich mit schmerzhafter
Rötung sowie beginnender Nekrosebildungen perineal/skrotal vorstellte.
Ziele: Wir setzten bereits in der frühen postoperativen Phase die Vakuumversiegelung ein.
Ziel war die Entfernung aller makroskopisch nicht erkennbaren Nekrosezonen, Ableitung
des Wundsekrets sowie die Sepsis unterhaltenden bakteriellen Toxine.
Methodik: Der Notfalleingriff wurde nach ausgedehnter Weichteilexzision unter Mitnahme der
linken Skrotalhälfte und von Teilen der Peniswurzel sowie nach Anlage eines antiseptischen
Verbandes und Maßnahmen zur Verhinderung von Wundrandretraktion beendet. Es folgten
VW in Narkose, am zweiten Tag wurde ein weitgehend sauberer Wundgrund vorgefunden.
Wir entschlossen uns daraufhin zu einer Vacuseal-Behandlung. Das sichere Abdichten
der Okklusionsfolien war in diesen Körperregionen unmöglich, weshalb mittels Pumpe
ein „dynamisches Vakuum“ hergestellt wurde. Unsere Maßnahmen zur Begrenzung der Wundrandretraktion
setzten wir fort. Nach anfänglich zweitägiger „Schwammwechsel“ über 12 Tage führten
wir von inguinal bis skrotal eine Wundrandadaptation durch; der noch verbliebene perianale
Defekt mit der nun fadendrainierten transsphinkteren Analfistel wurde der Sekundärheilung
unter lokal antiseptischen Maßnahmen überlassen. Nach 38 Tagen der Hospitalisierung
wurde der Patient mit einem oberflächlichen Restdefekt in die ambulante Betreuung
entlassen.
Ergebnis: Nach weiteren drei Monaten zeigte sich neben dem mittlerweile epithelialisierten
Defekt eine geringgradige Penisdeviation nach links, die den Patienten aber nicht
belastete. Beide Hoden wurden sonographisch als gleich groß und gut perfundiert befundet.
Zusammenfassung: Bei einem Patienten mit ausgedehnter Fournier'scher Gangrän konnte aufgrund einer
temporären Wundkonditionierung mit Vacuseal-Verbänden (einschließlich Debridements)
eine Heilung der Krankheit und ein Verschluss der ausgedehnten Weichteildefekte ohne
Hodenverlust erreicht werden.