Hintergrund: Die Chemotherapie bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz ist aufgrund der
wenigen verfügbaren Daten und der Morbidität der Patienten schwierig.
Fallbericht: Wir beschreiben einen 79-jährigen dialysepflichtigen Patienten, bei dem im Jahr 2001
ein Kolonkarzinom diagnostiziert wurde. Im April 2001 wurde eine Hemikolektomie rechts
mit Resektion einer peritonealen Metastase durchgeführt; weitere Metastasen lagen
zum Zeitpunkt der Diagnose nicht vor. Zwischen 2001 und 2004 wurden wiederholt peritoneale
Metastasen des Kolonkarzinoms operativ entfernt. Im Februar 2005 wurde erneut eine
peritoneale Metastase im kleinen Becken nachgewiesen, die im Durchmesser 70mm maß.
Zu diesem Zeitpunkt war eine erneute Operation aufgrund der Größe und der Lage des
Tumors nicht möglich. Wir führten eine Chemotherapie mit 5-FU und Folinsäure als Bolustherapie
nach dem MAYO-Schema in Kombination mit dem VEGF-Antikörper Bevacizumab durch. An
den Tagen der Chemotherapie erfolgte die Dialysetherapie täglich, da frühere Arbeiten
eine Akkumulation von toxischen Metaboliten bei Anwendung des MAYO-Schemas und Dialyse
unter Standardbedingungen beschrieben hatten.
Ergebnisse: Nach 6 Zyklen der Chemotherapie mit 5-FU und Folinsäure nach dem MAYO-Protokoll und
12 Gaben des VEGF-Antikörpers Bevacizumab konnte eine komplette Remission erzielt
werden. Die Verträglichkeit der Therapie war gut. Nebenwirkungen > WHO II° sind nicht
aufgetreten.
Schlussfolgerung: Die Chemotherapie mit 5-FU und Folinsäure nach dem MAYO-Protokoll in Kombination
mit dem VEGF-Antikörper Bevacizumab kann eine sichere und effektive Option zur Behandlung
des metastasierten Kolonkarzinoms bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz
darstellen.