Einleitung: Im Gegensatz zu muzinösen Cystadenomen des Pankreas gelten seröse Cystadenome als
gutartige Läsionen ohne Malignitätspotential. Tumoren mit Malignitätskriterien wurden
nur in seltenen Einzelfällen beschrieben. Dementsprechend ist auch die chirurgische
Therapie bei serösen Cystadenomen bisher äußerst zurückhaltend.
Kasuistik: Wir berichten von einem 75-jährigen Patienten, bei dem drei Jahre zuvor wegen einer
biliären Pankreatitis eine laparoskopische Cholecystektomie durchgeführt worden war.
Im Verlauf kam es jedoch zu weiteren Pankreatitisschüben mit entsprechender Klinik
und Nachweis von stenosierenden Veränderungen des Pankreasgangs, welche wiederholt
endoskopisch mittels Plastikstents versorgt wurden. 6 Monate vor Vorstellung in unserer
Klinik wurden erstmals eine 2cm messende Raumforderung im Korpus mit konsekutivem
Abbruch des Pankreasgangs diagnostiziert.
Intraoperativer Situs und histologischer Befund: Intraoperativ fanden sich der vorbeschriebene Tumor im Bereich des Korpus sowie eine
schwere Pankreatitis des gesamten Organs. Es wurde deshalb eine pyloruserhaltende
Pankreatektomie durchgeführt. Histologisch zeigte sich ein multifokaler, über das
gesamte Organ verteilter, serös-cystischer Tumor ohne muzinöse Anteile mit eindeutiger
Infiltration in das angrenzende Pankreasparenchym, einem multifokalen serösen Cystadenocarcinom
entsprechend (pT2, pN0 (0/17), M0, L0, V0, Pn0, R0).
Postoperativer Verlauf: Der weitere Verlauf war komplikationslos. Nach Einstellung des pankreopriven Diabetes
mellitus erfolgte die Entlassung am 18. postoperativen Tag zur adjuvanten Chemotherapie
mit Gemcitabine.
Diskussion: Die wenigen bisher publizierten serösen Cystadenocarcinome des Pankreas wurden aufgrund
von Metastasenbildung oder organüberschreitendem Wachstum als maligne eingestuft.
In dem hier vorliegenden Fall eines multifokalen serösen Cystadenocarinoms leitet
sich die Malignität allein vom infiltrativem Wachstumsverhalten innerhalb der Organgrenzen
ab. Die chirurgische Handlungsmaxime des „wachtful waiting“ bei serösen cystischen
Pankreastumoren muss kritisch hinterfragt werden.