Bei einem 44-jährigen Patienten mit alkoholtoxischer Leberzirrhose und portalvenösem
Hypertonus wurde im Mai 2005 bei Ösophagusvarizenblutung eine Sklerosierungsbehandlung
durchgeführt. Zwei Monate später stellte sich der Patient erneut mit akuter oberer
GI-Blutung (Hämatemesis, Hb-Abfall) in der Notaufnahme des UK-SH vor. Gastroskopisch
fanden sich residuelle Varizen I° ohne Blutungsstigmata, jedoch eine Sickerblutung
in der pars descendens duodeni ohne erkennbare Schleimhautläsion. Ein Hämostaseversuch
mit Suprarenin-Unterspritzung blieb erfolglos. Bei der erneuten Endoskopie mit einem
Duodenoskop wurde dann eine akute Blutung aus dem Porus der Minorpapille festgestellt.
In der Pankreatikographie fand sich ein auf 15mm deutlich erweiterter D. wirsungianus
mit multiplen KM-Aussparungen. Der Verdacht intraluminaler Koagel bestätigte sich
endosonographisch. Hier fanden sich außerdem Zeichen einer fortgeschrittenen chronischen
Pankreatitis mit ausgeprägter Fibrosierung und zahlreichen intraparenchymatösen Verkalkungen.
Bei zunächst stabilen Verhältnissen verließ der Patient gegen ärztlichen Rat die Klinik.
14 Tage später wurde der Patient in deutlich reduziertem AZ mit ausgeprägter Anämie
erneut aufgenommen. Bei der Duodenoskopie fand sich jetzt keine Blutung aus der Minorpapille,
auffällig war jedoch ein ausgeprägtes Duodenalwandödem, das das Lumen fast vollständig
verschloss. In der erneuten Endosonographie wurde ursächlich eine sehr große echoarme
Raumforderung mit liquiden Anteilen, suggestiv für eine extraluminale Blutung, festgestellt.
Wegen progredienter Schocksymptomatik wurde eine Notfallangiographie durchgeführt,
die eine Arrosionsblutung der Art. gastroduodenalis aufdeckte, die dann in gleicher
Sitzung mittels Coiling interventionell gestillt wurde. In stabilem Zustand verließ
der Patient nach einer Woche die Klinik.
Retrospektiv handelte es sich somit um eine Gefäßarrosion bei chronischer Pankreatitis
als Ursache eines hämodynamisch relevanten Hämosuccus pancreaticus. Es kann darüber
spekuliert werden, inwieweit die vorherige Varizensklerosierung mit konsekutiver Steigerung
des portalen Hypertonus diese Blutung begünstigt hat.