Interferon-alfa (IFN), pegyliertes Interferon alfa-2a (PEG-IFN), Lamivudin und Adefovir
sind die zurzeit zugelassenen Medikamente für die Therapie der chronischen Hepatitis
B. Es gibt Vor- und Nachteile aller Medikamente. (PEG)-IFN als primär immunmodulatorisches
Medikament ist assoziiert mit Nebenwirkungen, führt aber häufiger zur dauerhaften
Response mit einer definierten Therapiedauer (4–12 Monate). Die direkt antiviral wirksamen
Nukleos(t)idanaloga Lamivudin und Adefovir haben ein günstiges Nebenwirkungsprofil,
müssen aber meist dauerhaft gegeben werden, welches zum Problem der Resistenzentwicklung
führt. De novo Kombination beider Therapiekonzepte haben bislang zu keinen besseren
dauerhaften Ansprechraten geführt. Das ultimative Ziel einer antiviralen Therapie
der chronischen Hepatitis B ist die HBs-Serkonversion, die nur in maximal 5% erreicht
wird, wobei IFN häufiger mit diesem Endpunkt assoziiert ist.
Hier beschrieben wir zwei HBeAg-positive Patienten, die wir mit einer sequentiellen
Therapie bestehend aus IFN alfa-2b (10 Mio. IE. bzw. 5 Mio. IE. 3x/Woche) und Lamivudin
(100mg/Tag) behandelt haben. Beide Patienten (1: HCV-Genotyp D, 2: HCV-Genotyp A)
wurden zunächst mit IFN für 24 bzw. 12 Wochen behandelt. Die HBV-DNA war zwar während
dieser Zeit bei beiden Patienten um 2–3 log-Stufen abgefallen aber am Ende der IFN-Therapie
weiterhin positiv (beide Patienten >105 cop/ml). Anschließend wurde ohne Therapieunterbrechung auf Lamivudin gewechselt.
Nach kurzer Zeit war bei beiden Patienten die HBV-DNA unterhalb der Nachweisgrenze
und innerhalb von 12 bzw. 18 Wochen Lamivudin-Gabe kam es zu einem Verlust des HBs-Antigens.
Patient 1 bildete spontan anti-HBs Antikörper, während Patient 2 nach HBs-Verlust
zunächst aktiv geimpft wurde und dann anti-HBs Antikörper entwickelte. Nach der Serokonversion
wurde Lamivudin gestoppt und es kam nicht zu einem Relapse. Die optimale Abstimmung
von immunmodulatorischer und direkt antiviraler Therapie könnte das dauerhafte Ansprechen
einer anti-HBV Therapie optimieren. Die sequentielle Therapie mit IFN und einem Nukleos(t)idanalogon
kann eine weitere effektive Therapiestrategie für Patienten mit chronischer Hepatitis
B darstellen, insbesondere mit dem Ziel der HBs-Serokonversion.