Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(41): 2265
DOI: 10.1055/s-2006-951360
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rheumatische Erkrankungen - innovative Therapieentwicklungen und die Herausforderung der Multimorbidität

Rheumatic diseases - innovative therapeutic developments and the challenge of multimorbidityE. Märker-Hermann1 , S. Rehart 2
  • 1Klinik für Innere Medizin IV (Rheumatologie, klinische Immunologie und Nephrologie) der Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH (HSK) Wiesbaden
  • 2Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Akademisches Lehrkrankenhaus St. Markus, Frankfurt
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Publication Date:
11 October 2006 (online)

Begleitend zum 34. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Wiesbaden widmet sich diese Ausgabe der Deutschen Medizinischen Wochenschrift dem Schwerpunkt Rheumatologie. Der Kongress der DGRh findet in diesem Jahr zum zweiten Mal gemeinsam mit der 20. Jahrestagung der Assoziation für orthopädische Rheumatologie (ARO) statt, womit der wissenschaft-liche Austausch zwischen internistischen und orthopädischen Rheumatologen intensiviert und die gemeinsame Fortbildung und neue Forschungsinitiativen gefördert werden sollen.

Die Therapie entzündlich-rheumatischer und immunologischer Systemerkrankungen hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. Neue Erkenntnisse zu pathophysiologisch relevanten Zielmolekülen der rheumatischen Entzündung und Knochendestruktion konnten in die Entwicklung innovativer „Biologika” umgesetzt werden. Nachdem die TNF-α-Inhibitoren inzwischen weiten Eingang in die Klinik und Praxis gefunden haben, stehen jetzt weitere Antikörper gegen pro-inflammatorische Zytokine oder Zellrezeptoren vor ihrer Zulassung. Darüber hinaus verfolgen neue Konzepte zellbasierter Immuntherapien das Ziel, individuelle regulatorische Mechanismen der Immunantwort auch bei Autoimmunerkrankungen wiederherzustellen.

Die ermutigenden Entwicklungen und zukünftigen Chancen in der Therapie der rheumatischen Erkrankungen dürfen allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass uns eine große Zahl der chronisch Kranken, die wir heute in unseren Praxen und Kliniken betreuen, mit vielfältigen konkreten Problemen konfrontiert. Höheres Lebensalter bei Erstmanifestation z. B. der rheumatoiden Arthritis oder der Vaskulitiden, Multimorbidität und mögliche Arzneimittelinteraktionen stellen eine große Herausforderung für den behandelnden Rheumatologen dar. Die Assoziation rheumatischer Erkrankungen mit den klassischen „Volkskrankheiten” Adipositas, Diabetes mellitus, Hypertonie, Arteriosklerose, Osteoporose und Krebs beeinflusst nicht nur die Funktion und Lebensqualität des Rheumakranken, sondern auch wesentlich die Mortalität. Die bei rheumatoider Arthritis und Lupus erythematodes signifikant erhöhte kardiovaskuläre Mortalität wird im Wesentlichen auf den chronisch-entzündlichen Prozess der Erkrankungen zurückgeführt. Es gilt, die Herausforderungen der Ko- und Multimorbidität interdisziplinär und in enger Kooperation mit dem Hausarzt zu lösen. Für eine optimale Versorgung des rheumakranken Patienten ist zudem eine gute Abstimmung zwischen internistischem und orthopädisch-chirurgischem Rheumatologen in allen Krankheitsphasen wünschenswert - in der Frage eventueller Frühsynovektomien, spätestens aber bei drohendem Funktionsverlust einzelner Gelenke oder der Notwendigkeit zum endoprothetischen Ersatz.

Die Themen des vorliegenden Heftes spiegeln die Vielfalt von Fragestellungen in Forschung und klinischer Versorgung in der Rheumatologie wider:

Diagnostik und Therapie der Vaskulitiden, hier speziell des Churg-Strauss-Syndroms Update der Therapie mit Biologika Neue immuntherapeutische Strategien mittels regulatorischer T-Zellen Immunsuppressive Therapie des systemischen Lupus erythematodes akut-stationäre Therapie rheumatischer Erkrankungen Pro- und Contra-Debatte zur intraartikulären Steroid-Injektionstherapie Mediquiz - unklare Lungenverkalkungen bei einem Rheumapatienten

Der Kongress widmet sich darüber hinaus intensiv dem Schwerpunktthema der experimentellen und klinischen Osteologie. Diese Thematik umfasst nicht nur den Bereich Osteoporose, sondern auch die neueren Forschungsansätze zur entzündlichen Knochendestruktion, zur Entwicklungsbiologie und schließlich Regenerationsfähigkeit des Knochengewebes. Hier lassen sich besonders deutliche Synergien zwischen internistischer und orthopädischer Rheumatologie erwarten. Spezifische Therapieansätze, die den Prozess der rheumatischen Knochenzerstörung zum Angriffspunkt haben, dürften zukünftig einen wichtigen Stellenwert einnehmen.

Wir hoffen sehr, dass neben erstklassiger Fortbildung die wissenschaftliche Plattform des Kongresses für neue gemeinsame Forschungsinitiativen genutzt wird.

Elisabeth Märker-Hermann, Kongress-Präsidentin der DGRh

Stefan Rehart, Kongress-Präsident der ARO

Prof. Dr. med. Elisabeth Märker-Hermann

Klinik für Innere Medizin IV (Rheumatologie, klinische Immunologie und Nephrologie), Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH (HSK)

Aukammallee 39

65191 Wiesbaden

Phone: +49/611/436445

Fax: +49/611/436464

Email: Elisabeth.Maerker-Hermann@hsk-wiesbaden.de

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