PiD - Psychotherapie im Dialog 2007; 8(1): 16-20
DOI: 10.1055/s-2006-951979
Aus der Praxis
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Stationäre psychodynamisch-psychoanalytische Psychotherapie

Henning  Schauenburg
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Publication Date:
13 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Stationäre psychotherapeutische Behandlungsansätze wurden in Deutschland historisch vor allem von psychodynamisch-psychoanalytischen Klinikern entwickelt. Noch heute arbeiten die meisten Einrichtungen nach entsprechenden Konzepten. In den zurückliegenden Jahren wurden teilweise verhaltenstherapeutische und systemische Interventionsmöglichkeiten als ergänzende Therapieverfahren in die Klinikkonzepte integriert. Im Mittelpunkt der Konzepte steht zum einen die Bearbeitung der „Reinszenierung” zentraler maladaptiver und neurotischer Konfliktmuster im therapeutischen Raum der Station und zum anderen das Verständnis der Psychotherapie-Station als Ort der Unterstützung und Stabilisierung bei schweren strukturellen Beeinträchtigungen. Entsprechend sind Affekte mobilisierende und deutende Vorgehensweisen einerseits und Halt und Struktur gebende, stabilisierende Interventionen andererseits wesentliche Momente der Therapie. Zentral für psychodynamische Konzepte ist außerdem die Betrachtung der Therapie als Gruppenprozess. Die Notwendigkeit der oft zeitaufwendigen Herstellung eines vertrauensvollen Arbeitsbündnisses sowie der personellen Kontinuität sind Besonderheiten des stationären Settings, die den Gedanken der „arbeitsteiligen” Aufteilung in Akut- und Rehabilitations-Behandlung an verschiedenen Orten in den meisten Fällen als nicht sinnvoll erscheinen lassen.

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Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. Henning Schauenburg

Zentrum Psychosoziale Medizin
Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin

Thibautstraße 2

69115 Heidelberg

Email: Heing.Schauenburg@med.uni-heidelberg.de

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