Rizinus zur Geburtseinleitung: ist eine individualisierte und evidenzbasierte Anwendung möglich?

Alternative Methoden in der Geburtshilfe sind umstritten. Dies gilt insbesondere für die Geburtseinleitung mit Rizinus. Wir suchen nach einem evidenzbasierten Ansatz für diese Methode.

Wir haben in einer explorativen, prospektiv-randomisierten Studie Wirksamkeit und Nebenwirkungen eines standardisierten Rizinus-Cocktails mit konventionellen Einleitungsmethoden verglichen. Eingeschlossen wurden 120 Frauen mit einer Indikation zur Geburtseinleitung im Terminzeitraum.

Die Ergebnisse sind in der Tabelle aufgelistet. Auffällig ist die hochsignifikant höhere Sectiorate bei Erstparae in der Rizinusgruppe, insbesondere bei unreifem Muttermund. Bei Mehrgebärenden finden sich keine signifikanten Unterschiede, allerdings besteht hier ein Trend zu besseren Ergebnissen in der Rizinusgruppe (trotz doppelt so hohem Anteil unreifer Muttermundsbefunde in der Rizinusgruppe). Hinsichtlich des fetalen Outcomes, der Rate maternaler Nebenwirkungen und der Dauer bis zum Geburtsbeginn waren alle Gruppen gleich. Die Baseline-Charakteristika der Studiengruppen unterschieden sich nicht (mit der oben beschriebenen Ausnahme des Anteils unreifer Muttermundsbefunde in der Gruppe der Mehrgebärenden mit Rizinus).

Aufgrund des explorativen Designs der Studie ist keine allgemeingültige Aussage zu Über- oder Unterlegenheit des einen oder anderen Verfahrens möglich. Wir halten allerdings angesichts dieser Ergebnisse die Anwendung von Rizinus bei Erstgebärenden mit unreifem Muttermundsbefund für obsolet. Bei Mehrgebärenden generell sowie bei Erstgebärenden mit reifem Muttermundsbefund scheint hingegen die Geburtseinleitung mit Rizinus zumindest nicht nachteilig zu sein. Eine konfirmatorische Untersuchung ist derzeit in Planung, um schließlich zu einem evidenzbasierten Ansatz zur Geburtseinleitung mit Rizinus zu kommen.