Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_K_02_05
DOI: 10.1055/s-2006-952246

Mädchengesundheit–Expertinnen in eigener Sache – wie geht das?

U Brandenburg 1, S Beigi 2, L Rustige 3, W Rath 4
  • 1Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen, Aachen
  • 2Faculty of Psychology, University of Maastricht, Maastricht, Niederlande
  • 3Universität Hamburg, Hamburg
  • 4Universitätsfrauenklinik der RWTH Aachen, Aachen

Kaum irgendwo findet soviel ineffektive Kommunikation statt, wie im Bereich intimer Mädchengesundheit. Trotz großer Aufklärungskampagnen ist es erschreckend, wie wenig Wissen Mädchen bezüglich der den eigenen intimen Körper betreffenden Abläufe haben.

Obwohl sich zwei Drittel aller Mädchen sicher sind, den Zeitpunkt der fruchtbaren Tage einer Frau zu kennen, irrt sich ein Drittel von ihnen (BZgA 2001). Die erfasste Zahl der Lebendgeborenen von minderjährigen Müttern ist seit 1996 von 4.766 auf 5.131 im Jahr 2003, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in dieser Gruppe ist im gleichen Zeitraum von 4.724 auf 7.645 gestiegen. Wie kommt es zu dieser erschreckenden Diskrepanz zwischen dem aufklärerischen Bemühen verschiedener Experten und dem Unwissen vieler Jugendlicher? Anhand von Berichten von Mädchen und von GynäkologInnen wurden zehn Gesprächssequenzen zwischen beiden auf ihre Kongruenz hin untersucht. Sowohl aus Mädchensicht als auch aus GynäkologInnensicht wurde die Übereinstimmung zwischen direkter und indirekter Kommunikation (Metaebene=Bedeutungsebene) hin analysiert.

Bei mehr als der Hälfte der Gespräche war das, was der Gynäkologe glaubte, aus dem von dem Mädchen gesagten zu verstehen, nicht kongruent mit dem, was das Mädchen wirklich sagen wollte. Umgekehrt wiederum hatte die Bedeutung, die das Mädchen dem von der Gynäkologin gesagten gab, überwiegend wenig mit dem zu tun, was diese meinte.

Entsprechend blieb das Gespräch ineffektiv und non-compliant. Mit Hilfe von niedrigschwelligen systemischen Interventionstechniken werden im Vortrag Möglichkeiten dargestellt, diese Nonkongruenz wahrzunehmen und aufzulösen. Ziel dabei ist es, über bewusstere und kompetentere Gesprächsführung zum einen Mädchenkompetenz in Sachen eigener Gesundheit und zum anderen die Zufriedenheit der Behandler zu erhöhen.