Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_K_02_09
DOI: 10.1055/s-2006-952250

M. levator ani Defekte: Wie sind Ursprung und Ansatz betroffen? Eine kernspintomographische Studie

RU Margulies 1, M Hübner 1, JOL DeLancey 1
  • 1Pelvic Floor Research Group, University of Michigan, Ann Arbor, USA, Ann Arbor, Michigan, USA

Einleitung: Frauen mit Genitalprolaps weisen gehäuft Defekte des M. levator ani auf (odds ratio 6,6). Diese Studie identifiziert und beschreibt die betroffenen anatomischen Strukturen des Muskeldefektes.

Methodik: 14 MR-Tomographien von Frauen mit vollständigem unilateralem Defekt des puboviszeralen Teils des M. levator ani wurden aus unserer Datenbank selektiert. Ihr mittleres Alter betrug 48,1 Jahre (SD 12,6), BMI 26,5kg/m2 (SD 4,6), vaginale Parität 2,8 (SD 2,5), 100% waren kaukasischen Ursprungs, 50% hatten Genitalprolaps und 57% litten unter Belastungsinkontinenz. In axialer MRT-Ebene wurde der intakte Muskel auf der einen Seite mit dem kontralateralen Muskeldefekt verglichen. Mit der Software 3-D Slicer wurde der Teil des intakten Muskels, dessen korrespondierendes Spiegelbild fehlte, abgegrenzt (Abb. 1A) und als 3-D Modell rekonstruiert.

Ergebnisse (Abb. 1B): Der betroffene fehlende Muskelanteil entspringt auf der intakten Seite vom posterioren Anteil des Os pubis in der Nähe der Mittellinie, mit hervorgehenden Muskelfasern lateral der Symphyse und dem anteromedialen Aspekt des M. oburator internus (Arcus tendineus levator ani). Die Insertion des „fehlenden Muskels“ stellt sich im Corpus perineale und im Zwischenraum der Analsphinkteren dar. Einige Fasern inserieren ebenso zwischen M. puborectalis und Rektum. Konkomitante Defekte im iliococcygealen oder puborektalen Teil des M. levator ani konnten nicht identifiziert werden. Störung der Gesamtarchitektur, verbunden mit einem asymmetrischen lateralen Auslauf der Vagina, wurde bei 50% der Frauen beobachtet. Der Defekt fand sich rechtsseitig bei 71% der Patientinnen.

Zusammenfassung: Ursprung und Ansatz des verletzen Teils des M. levator ani wurden identifiziert. In dieser Gruppe von Frauen fand sich eine unverhältnismäßig hohe Anzahl an rechtsseitigen Levatordefekten und eine ausgewogene Anzahl von Frauen mit und ohne Störung der Architektur der angrenzenden Strukturen des Beckens.