Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_01_18
DOI: 10.1055/s-2006-952364

Juveniler Granulosazelltumor mit ausgeprägter Aszitesbildung ohne peritoneale Tumormanifestation–ein Fallbericht

AK Morr 1, M Krockenberger 1, U Völker 2, A Hönig 1, J Dietl 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Würzburg, Würzburg
  • 2Pathologisches Institut der Universität Würzburg, Würzburg

Hintergrund:

Granulosazelltumoren machen mit 70% die größte Gruppe der Keimstrangtumoren (3–5% aller Ovarialmalignome) aus. Wir stellen einen Fall eines juvenilen Granulosazelltumors mit abnormer Aszitesbildung ohne Nachweis einer peritonealen Tumoraussaat zur Diskussion.

Fall:

Bei Klinikaufnahme klagte eine 23-jährige Nullipara mit seit 3 Monaten bestehender sekundärer Amenorrhoe über persistierende Unterbauchschmerzen. Die klinische Untersuchung ergab ein aufgetriebenes Abdomen mit reichlich Aszites. Vaginalsonographisch fand sich zusätzlich im Bereich des rechten Ovars ein 6×4×3cm großer, zystisch-solider Tumor. Zunächst wurden laparoskopisch eine Biopsie des Tumors und mehr als 5 l Aszites gewonnen. Weder zytologisch noch im Schnellschnitt konnten Zeichen einer Malignität nachgewiesen werden, immunhistochemisch wurde der Verdacht auf das Vorliegen eines Granulosazelltumors geäußert. In einem zweiten Eingriff erfolgte bei sonst unauffälligem inneren Genitale und Abdomen eine einseitige Ovarektomie. Die endgültige Histologie bestätigte die Verdachtsdiagnose Granulosazelltumor. Nachdem die wiederholten Untersuchungen des Aszites keinen Nachweis von malignen Zellen erbrachten, wurde auf eine adjuvante Chemotherapie verzichtet.

Schlussfolgerung:

Granulosazelltumoren treten überwiegend einseitig auf und neigen nur selten zu kleinherdiger Streuung. Sie haben insgesamt eine günstige Prognose, in nur etwa 5% ist mit Auftreten eines Rezidivs innerhalb von 3 Jahren zu rechnen. Als prognostisch ungünstig gelten ein höheres Tumorstadium, eine Tumorgröße >10–15cm, ein hoher Mitoseindex und ein höheres Alter der Patientin. Die Besonderheit der vorliegenden Kasuistik ist die Diskrepanz eines frühen Tumorstadiums zu der überdimensionalen Aszitesbildung. Die Gründe für den abnormen Aszites sind nicht bekannt, dies zwingt allerdings zu kurzfristiger Tumornachsorge, wobei eine systemische Chemotherapie eine therapeutische Option darstellt.