Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_01_53
DOI: 10.1055/s-2006-952399

Chirurgisch-pathologische Prognosefaktoren beim Endometriumkarzinom: Eine 10-Jahres-Analyse

H Miercke 1, A Martin 1, V Briese 1, B Gerber 1, T Reimer 1
  • 1Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt der Hansestadt Rostock, Rostock

Klinisch-pathologische Risikofaktoren leiten die individualisierten Therapieentscheide beim Endometriumkarzinom. Die Indikation für eine erweiterte operative bzw. postoperative Therapie benötigt die Definition eines Hochrisiko-Kollektivs mittels evaluierter Prognosefaktoren.

Retrospektiv wurden 503 Patientinnen mit der Diagnose eines Endometriumkarzinoms eingeschlossen. Die operative Therapie erfolgte zwischen 1994 und 2004 an beiden Rostocker Frauenkliniken. Das mediane follow-up beträgt 76,8 Monate. Die statistische Analyse erfolgte mit der SPSS Software.

Im Median erkrankten die Frauen mit 65,5 Jahren an einem Korpuskarzinom. Im Stadium I wurden 79,2% der Karzinome diagnostiziert. Die 5-Jahresüberlebensraten betragen für Stadium I 93,9%, für Stadium II 71% und für Stadium III 54,7%. Bei 24,5% der operierten Patientinnen wurde eine Lymphonodektomie durchgeführt, wobei bei 14,6% dieser Frauen ein positiver Nodalstatus diagnostiziert wurde. In 12,5% der Fälle wurde der vaginale Zugangsweg gewählt. Die Rezidivrate liegt insgesamt bei 12,9% (im Median 22,4 Monate postoperativ).

Die Ergebnisse der Cox-Regressionsanalyse sind in den Tabellen 1 und 2 aufgelistet. Die gesonderte Auswertung für Karzinome mit Stadium I (n=394) wies zusätzlich die operative Entfernung einer Scheidenmanschette als günstigen Prognosefaktor für das rezidivfreie (RR 0,49 [0,25–0,96]) und das Gesamtüberleben (RR 0,32 [0,13–0,8]) auf.

Die hohe Rate von Stadium I -Tumoren spricht für eine suffiziente Früherkennung. Fortgeschrittenes Tumorstadium und Grading G3 sind die wichtigsten Prognosefaktoren. Nodalnegative Patientinnen profitieren hinsichtlich des Gesamtüberlebens. Der günstige prognostische Einfluss einer operativen Scheidenmanschette für Karzinome im Stadium I widerspricht den aktuellen klinischen Empfehlungen. Der vaginale Zugangsweg ist eine Option bei Tumoren mit Stadium I.